Weniger Fluggäste am Himmel über Deutschland

MOBILITÄT Der innerdeutsche Flugverkehr schrumpft. Grund dafür ist auch die Ticketabgabe

Die Verluste gibt es vor allem auf den kleineren Regionalflughäfen

BERLIN taz | Attraktives Bahnfahren und eine Luftverkehrssteuer mit sinnvoller Lenkungswirkung machen es möglich: Erstmals seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 ist die Zahl der Flugpassagiere auf innerdeutschen Strecken zurückgegangen. Im Jahr 2012 gab es rund 23,4 Millionen Flugpassagiere auf deutschen Flughäfen mit einem Inlandsziel; im Jahr zuvor waren es rund 24,3 Millionen, das entspricht einem Minus von 3,6 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Vor zehn Jahren waren es knapp 19 Millionen innerdeutsche Fluggäste.

Seitdem ist die Zahl der Fluggäste kontinuierlich gewachsen, mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009. Während im innerdeutschen Flugverkehr – dazu zählen etwa auch Zubringerflüge für Interkontinentalverbindungen – insgesamt die Passagierzahlen im letzten Jahrzehnt nur leicht anstiegen, war das Wachstum im Auslandsverkehr sehr stark: Zwischen 2002 und 2012 stieg die Zahl der Fluggäste hier um 65 Prozent auf 77,3 Millionen.

Die aktuellen Verluste im Inlandsverkehr gab es vor allem auf kleinen Flughäfen. Diesen Effekt hatten die Statistiker schon 2011 festgestellt – wofür sie auch die neu eingeführte Luftverkehrssteuer verantwortlich machen. „Bei Inlandsflügen fällt diese Abgabe doppelt an, nämlich für Hin- und Rückflug, bei Auslandsreisen nur einmal“, so Lothar Fliege vom Statistischen Bundesamt. „Die Steuer führt damit bei Niedrigpreisangeboten zu relativ höheren Preissteigerungen.“ Auf kleinen Flughäfen sei der innerdeutsche Verkehr nahezu zum Erliegen gekommen. Neben der Luftverkehrssteuer seien dafür auch die langen und teuren An- und Abfahrten verantwortlich. Im innerdeutschen Verkehr seien Fluggäste auch auf die Bahn umgestiegen, sagte Fliege.

Der Abwärtstrend im innerdeutschen Verkehr setzte sich auch in diesem Jahr fort, wie aktuelle Zahlen des Flughafenverbandes AVD belegen. „Die mit der Konsolidierung der Fluggesellschaften einhergehende Streichung von Flugzielen und Frequenzen schlägt mehr und mehr auf die Verkehrsentwicklung der deutschen Flughäfen durch“, begründet Verbandsgeschäftsführer Ralph Beisel diese Entwicklung. Drastische Rückgänge gebe es auch im Europaverkehr. Der Verband fordert die Abschaffung der Luftverkehrssteuer. Dieser Forderung schlossen sich am Dienstag auch die Branchengewerkschaften Cockpit, Ver.di und Ufo an.

RICHARD ROTHER