unterm strich
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Zwei Expräsidenten sind sich einig. Der Schriftsteller Günter Grass teilt die Kritik seines kürzlich als Präsident der Berliner Akademie der Künste zurückgetretenen Kollegen Adolf Muschg an der Künstlervereinigung. Die Akademie sei dringend reformbedürftig, die Position des Präsidenten müsse gestärkt werden, sagte Grass der dpa. „Ich bin ganz auf Muschgs Seite. Er hatte die gleichen Probleme, mit denen schon ich zu kämpfen hatte“, sagte Grass, der in den 1980er-Jahren selbst an der Spitze der Akademie stand. Der Schweizer Schriftsteller Muschg hatte vor knapp einer Woche aus Ärger in der Akademie das Handtuch geworfen. „Wenn man einen profilierten Künstler, in diesem Fall einen Schriftsteller, zum Präsidenten wählt, kann der sich nicht mit der ihm zugedachten Rolle eines Begrüßgustav begnügen“, kritisierte Grass. Der Präsident habe in der gegenwärtigen Situation keinen ausreichenden Spielraum, Programme zu entwickeln, die das Zusammenwirken der einzelnen Abteilungen ermöglichen. Deren Leiter behinderten mit ihrer „Kurfürstenherrlichkeit“ die Arbeit der Organisation. „So bleibt aus meiner Sicht und sicherlich auch aus Muschgs Erfahrung das eigentliche Potenzial dieser Akademie ungenutzt“, sagte Grass. „Wenn das so weiterläuft, verliert die Akademie ihre Berechtigung.“ Voraussichtlich Anfang Februar soll ein Nachfolger Muschgs gewählt werden.

Die ersten Wettbewerbsbeiträge der 56. Internationalen Filmfestspiele Berlin vom 9. bis 19. Februar 2006 stehen fest. Sechs der bislang neun ausgewählten Filme werden ihre Weltpremiere in Berlin haben. Die Filmauswahl wird Mitte Januar abgeschlossen. Bisher werden zwei Weltpremieren deutscher Regisseure um die Bären streiten: Oskar Roehler („Die Unberührbare“) stellt seine Adaption von Michel Houellebecqs „Elementarteilchen“ vor. Zu dem Staraufgebot des Films gehören Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen, Martina Gedeck, Franka Potente, Nina Hoss, Jasmin Tabatabai, Uwe Ochsenknecht und Corinna Harfouch. Hans-Christian Schmid („Lichter“) verdichtet in „Requiem“ die Geschichte einer Teufelsaustreibung in der Bundesrepublik der 70er-Jahre zum Psychogramm von Menschen, die Zuflucht im Mystizismus suchen. Außerdem dabei: „Grbavica“ der bosnische Regisseurin Jasmila Z’banicdas, Terrence Malick mit „The New World“, „Syriana“, ein Politthriller mit George Clooney, „Candy“ von Neil Armfield, „Snow Cake“ von Marc Evans, „Invisible Waves“ des thailändischen Regisseurs Ratanaruang Pen-ek sowie Chen Kaiges Martial-Arts-Abenteuer „Wu ji/The Promise“, der teuerste chinesische Film aller Zeiten.