Immer wieder gerne!

Ich wundere mich ja selbst, dass es jedes Jahr hinhaut: unser Klassentreffen immer um Weihnachten herum im Kneipenhinterzimmer. „Ihr trefft euch wirklich jedes Jahr?“ Bekannte können es oft gar nicht glauben. Ja, tun wir, und ich gehe ganz gerne hin! Viele denken bei Klassentreffen an beständig kleiner werdende Gruppen dicker Senioren, die sich alle paar Jahre treffen, um zu sehen, wer noch lebt und was die Kinder machen. Bei uns, Abijahrgang 2000, ist das noch ein wenig anders: Gut, erste graue Haare haben schon manche. Wer in der Schule schon unbeliebt war, kommt gar nicht, wohl um Gesprächen über die Kontinuität sozialer Ausgrenzung zu entgehen. Das Treffen beginnt für viele unsicher. Man erkennt sich trotz vereinzelter Gewichtszunahmen wieder, weiß aber nicht, was andere so geschafft haben. Man fragt nach und wundert sich über so manche Karriere. Schocker des Abends und immer wieder Auslöser für Torschlusspanikattacken sind Meldungen über Eheschließungen oder Vermehrungsaktivitäten ehemaliger, natürlich abwesender Mitschüler. Das wäre sicher nur halb so abendfüllend, würde man dazu nicht ständig Bier trinken, was man der Erinnerung an Klassenfahrten schuldig ist. Und plötzlich fühlt man sich wieder genau wie früher in der Schule, als die Welt noch in Ordnung war. Auf dem bierseligen Nachhauseweg grinst man vor sich hin und denkt: „Die sind eigentlich alle noch genauso wie früher.“ KSP