„Facetten der Geometrie“

DADA LEBT! Passend zu ihrer Geometrie-Ausstellung zeigt die GAK Experimentalfilme der 1920er

■ 44, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kritikerin ist seit 2008 Direktorin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst auf dem Teerhof.

taz: Frau de Vries, was haben Dada und Geometrie gemein?

Janneke de Vries: Gemeinsam? Oh, das ist schwer zu sagen. Miteinander zu tun haben sie jedenfalls sehr viel. Wenn man sich die Filme von Hans Richter und von Mary Ellen Bute anschaut, die wir heute zeigen, sieht man das sofort.

Lässt sich das denn auch benennen?

Die Filme setzen sehr stark auf geometrische Figuren: Die funktionierten damals noch als Möglichkeit inhaltsfreier Ausdrücke, als Formen ohne Inhalt: Die gleiche Vorliebe findet sich in vielen Collagen, oder auch in den Stoffarbeiten von Sophie Taeuber-Arp.

Es geht dabei aber, wie in Johannes Baaders oder Tristan Tzaras Manifesten, nicht um klassische-euklidische, sondern um eine oft umögliche, zutiefst willkürliche Geometrie?

Absolut. Es ist eine, die sich in den Dienst des bildlichen Experiments stellt.

Die KünstlerInnen, die Sie momentan zeigen, haben scheinbar gar nichts miteinander zu tun…

Das hoffe ich!

aber doch irgendwo einen Konvergenzpunkt, gerade in diesem dadaistischen Impuls?

Das finde ich auch, deshalb zeigen wir ja diese Filme aus den 1920er- und Ende der 1930er-Jahre: Robin Watkins Blick auf getrocknete Bohnen oder Früchte passt klar dazu, Charlotte Moth bezieht sich unmittelbar Kurt Schwitters und wenn ich an die Arbeiten von Markus Amm denke, dann wirken die in ihrer Schwarz-Weiß-Ästhetik mitunter wie Standbilder aus Richters Filmen…

und die kuratorische Idee, Leute, die möglichst gar nichts miteinander zu tun haben, wirkt auch einigermaßen dadaistisch?

Das würde mich sehr freuen, wenn das rüberkäme. Wobei ich zugeben muss: Das war nicht die Idee. Das Kriterium war, möglichst unterschiedliche Facetten des Geometrie-Themas zu zeigen. INTERVIEW: BES

19 Uhr, GAK. Gezeigt werden die Filme „Dada“ (1936) von Mary Ellen Bute sowie Hans Richters „Rhythmus 21“ (1921), „Rhythmus 23“ (1923) und „Filmstudie“ (1926). „Die Geometrie der Dinge“ läuft bis 5.5.