Das Jahr der Katastrophen

VON NICK REIMER

Und dann raste auch noch Hurrikan „Epsilon“ über den Atlantik. Der 26. Wirbelsturm dieser Saison wütete mit 150 Stundenkilometern im Bermuda-Dreieck. Das allerdings ist derzeit kaum mehr eine Schlagzeile wert. „Diese Hurrikan-Saison hält sich an keine Regeln“, urteilt Thomas Sävert vom Wetterdienst Meteomedia.

Tatsächlich gab es in der dokumentierten Menschheitsgeschichte nie mehr Tropenstürme als 2005. Nie haben sich mehr Tropenstürme zu Hurrikanen entwickelt – mit 14 brach dieses Jahr den Rekord 12 von 1969. Und nie war die Kraft des Wütens stärker als in diesem Jahr.

Zum Beispiel „Katrina“: Versicherungsschäden in Höhe von 45 Milliarden Dollar verursachte der Hurrikan im August – die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Insgesamt kostete „Katrina“ 135 Milliarden Dollar.

Dabei war „Katrina“ nicht einmal der stärkste Hurrikan des Jahres. „Wilma“ brachte sechs Wochen später mit Stärke 5 eine bis dato nie gemessene Kraft. Auch das war neu in dieser Hurrikan-Saison: Erstmals rasten Monsterstürme auf Europa zu.

Sommerflut in Rumänien, der Schweiz und Bayern, mörderische Dürren in der Sahelzohne, dem Amazonasbecken und in Südwesteuropa, Taifune, die Südostasien in Angst und Schrecken versetzen – tatsächlich lieferte 2005 eine ganze Reihe Wetterextreme. Dazu kamen die Monsterbeben im Kaschmir, im Iran oder vor Sumatra. Und jenes, das vor einem Jahr die Tsunami-Welle auslöste. Die Versicherungswirtschaft sagt: 2005 wird als teuerstes Jahr aller Zeiten in die Annalen eingehen. Der Rückversicherungskonzern Swiss Re ermittelte, dass Naturkatastrophen 225 Milliarden Dollar Schaden anrichteten, von denen 80 Milliarden Dollar versichert sind.

„In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der extremen Naturereignisse verdreifacht. Der entstandene Schaden hat sich versechsfacht“, sagt Janos Bogardi, Katastrophenforscher an der Universität der Vereinten Nationen. Laut Bogardi wird sich das fortsetzen: „Das Risiko für die Menschen steigt durch die Auswirkungen des Klimawandels.“ Parallel dazu stellt er eine gewisse Gewöhnung fest: Die Schäden steigen, weil die Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr ausreichend sind.