Marines am Präsidentenpalast

HAITI US-Soldaten beziehen Stellung im Regierungsviertel. UN-Sicherheitsrat bewilligt weitere 2.000 Blauhelmsoldaten und 1.500 UN-Polizisten

PORT-AU-PRINCE ap | Sechs US-Marinehubschrauber sind gestern früh vor dem zerstörten Präsidentenpalast von Haiti im Zentrum der Hauptstadt Port-au-Prince gelandet, im symbolträchtigsten Akt der Ausweitung einer immer größeren US-Militärpräsenz. Zahlreiche Haitianer drängelten sich vor dem Zaun des Geländes. Manche jubelten, als hundert US-Soldaten aus den Hubschraubern stiegen. „Wir sind froh, dass sie kommen, denn wir haben so viele Probleme“, sagte Fédé Félissaint. „Wenn sie wollen, können sie länger bleiben als 1915.“ Damals hatte die US-Armee erstmals auf Haiti eingegriffen – und war bis 1934 geblieben.

Rund 12.000 US-Soldaten sind jetzt in Haiti beziehungsweise auf Kriegsschiffen vor der Küste. Der UN-Sicherheitsrat bewilligte gestern weitere 2.000 Blauhelmsoldaten und 1.500 UN-Polizisten zur Verstärkung der UN-Mission in Haiti.

Die sich verschlechternde Sicherheitslage macht nicht nur der internationalen Gemeinschaft sorge. In mindestens einem Stadtviertel von Port-au-Prince haben Jugendliche Straßensperren aus Autos errichtet und Patrouillen gestartet, um ortsfremde mutmaßliche Plünderer fernzuhalten.

Die haitianische Polizei rief die Bürger dazu auf, weitere Selbsthilfepatrouillen aufzustellen. „Wenn ihr die Verbrecher nicht tötet, kommen sie alle zurück!“, rief ein Polizeioffizier über Lautsprecher in Cité Soleil, dem größten Slum von Port-au-Prince.

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