Keine Auszeit

SKA-PUNK Auch bei „The Locos“, den Nachfolgern der legendären Madrider Band „Ska-P“ um Sänger Pipi stehen Arbeiterethos und Solidarität mit den Unterdrückten an erster Stelle

Es blieb beim Arbeiter–ethos, der Solidarität mit Marginalisierten und straightem Sound

VON KNUT HENKEL

Ricardo Degaldo de la Obra ist ein Energiebündel und als solches ist ihm langes Rumsitzen ein Gräuel. Langeweile ist denn auch der eigentliche Grund für die Existenz von „The Locos“, denn Ricardo alias Pipi hat halt Hummeln im Arsch. Der Sänger, Komponist und Choreograph war aufgeschmissen, als sich seine Kollegen von „Ska-P“, Spaniens erfolgreichster Ska-Punk-Band, eine Pause verordneten und ihren hyperaktiven Frontmann sich selbst überließen.

Das war im Oktober 2005 und einige Wochen wusste Pipi nicht wohin mit der Energie, den revolutionären Texten, den neuen Liedern. Anders als die Kumpels von „Ska-P“ wollte der Mann mit dem penibel gestützten Iro nach elf Jahren on Stage keine Auszeit von Bühne und Studio. So zog Pipi durch Madrids alternative Kneipenszene und suchte sich Gleichgesinnte für eine neue anarchistische Kappelle. Das ging fix und nur wenige Woche nachdem „Ska-P“ ihre Auszeit per Homepage verkündet hatten, ging Pipi mit „The Locos“ auf Sendung.

An den Eckpfeilern des bewährten Konzepts wurde nicht herumgepfuscht. Es blieb also beim Arbeiterethos, der Solidarität mit Marginalisierten und dem straighten Sound. Ehrensache für einen wie Pipi, der den „Vals del Obrero“, den Arbeiterwalzer, die Hymne von „Ska-P“, mit so viel Inbrunst intoniert hatte. Arbeitersolidarität, Widerstand und Revolution sind die zentralen Botschaften dieses Stückes und der gleichnamigen LP, die in Spanien reißenden Absatz fand und „Ska-P“ zu einem Mega-Act gemacht haben. Dieser Leitlinie ist Songwriter Pipi treu geblieben und es nicht zu überhören, dass „Mano Negra“, „Mighty Mighty Bosstones“, „Porretas“ und „Ska-P“ Pate stehen, wenn Pipi am Komponieren ist. „Resistiré“ heißt denn auch die Hymne der Band. Zum Widerstand gehört jedoch auch die Solidarität und so wird auf den Konzerten von „The Locos“ fleißig gesammelt. Geld und Sachspenden für Waisenhäuser in Lateinamerika in aller Regel. Zu denen unterhält die Band persönlichen Kontakt und da in schöner Regelmäßigkeit getourt wird, kommt dabei einiges rum. Schon die erste CD „Jaula de Grillos“ wurde europaweit live vorgestellt und das war bei „Energía Inagotable“, der zweiten CD nicht anders.

Doch mit der Energie ist das so eine Sache, denn Pipi muss sich seit der Reunion von „Ska-P“ aufteilen, um nun beiden Bands gerecht zu werden. Selbst für ein Energiebündel wie ihn nicht einfach und so wurde es im letzten Jahr etwas ruhiger um die Verrückten. Tournee und Aufnahmen mit „Ska-P“ forderten den Pipi und deshalb kommen „The Locos“ auch ohne ein neues Album in die Fabrik. Aber immerhin mit neuen Stücken, die live auf ihre Studiotauglichkeit geprüft werden sollen – man darf gespannt sein, was Pipi und seine Mitstreiter zu bieten haben.

■ Fr, 22. 1., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36