kurzkritik: „Für die Katz“ im Brauhauskeller
: Der diskrete Charme der Melancholie

Es gibt Sätze, die man wie Handschuhe tragen möchte, um sich an ihnen zu wärmen. Sätze wie: „Oft wird die Katz’ missverstanden; man rümpft die Nase über sie, indem man hochmütig sagt: ,Es ist für die Katz’, als wären nicht alle Menschen von jeher für sie tätig gewesen“. Es ist eine traurige Lakonie in ihnen, wie man sie vielleicht erwirbt, wenn man klug ist und kurz vor dem Verschwinden in die Psychiatrie steht. Wie der Schweizer Schriftsteller Robert Walser, dem der Schauspieler und Musiker Andreas Krämer unter der Regie von Boris Pfeiffer einen Abend gewidmet hat. Eigentlich einen Tag, einen „erfundenen Tag im Leben des Schriftstellers Robert Walser“. Der steht plötzlich auf der kleinen Bühne des Brauhauskellers, in Tuchhose und Bergschuhen und sagt: „Ich nahm mir vor, mich ein bisschen zu verspäten. Nicht wahr, man erwartet einen dann. Man sorgt sich: wo bleibt er?“ Andreas Krämer sagt es mit diesen lang gezogenen Vokalen, die so vorsichtig sind wie die Blicke, die er ins Publikum wirft. Es ist ein erschrockener Mann, der diese Sätze sagt, die so schlicht daherkommen und so genau treffen und es ist nicht genug zu rühmen, sie auf die Bühne zu bringen. Und zwar so, dass sie nicht hinter der Inszenierung verschwinden, sondern zwischen Alphorn- und Klavierspiel um so klarer auftauchen und wie ein kleines Kammerspiel Einblick in dieses Leben für die Katz’ geben.

Friederike Gräff

Weitere Termine: 27.1., 3. und 25.2.