Verschollen in der Kontextualisierung

Die Monet-Ausstellung zeigt zahllose Frauenporträts. Nur wenige aber sind von Monet. Vier Tipps, um sie zu finden

Bremen taz ■ Dramatische Falten, üppiges Fließen, edles Material. Damen mit würdevoll gereckten oder melancholisch abgewandten Hälsen. Schwindelgefühl. Die Bilder verschwimmen. „Welches war jetzt gleich der Monet?“, martert der Laie sein Gedächtnis, während er die ausstellungsgeplagten Beine hochlegt. „Das Original verschwindet in der Kontextualisierung“, nörgelt der Kenner und meint das Gleiche. „Monet“ ist der Star, unter dessen Namen die Ausstellung beworben wird – doch bestückt ist sie wesentlich mit Werken anderer MeisterInnen.

Ja, es ist schwierig, den Porträtisten Monet unter seinen KollegInnen auszumachen. Denn erst mit seinen späteren Werken – Landschaften und Serienbildern – wird er unverkennbar, erklärt der Münchner Impressionismus-Experte Matthias Arnold. Camilles Porträt dagegen mit seiner fühlbaren Stofflichkeit steht noch ganz in der Malerei-Tradition von Jahrhunderten.

Wie sich auch ein früher Monet erkennen lässt? Vier Tipps:

1. Achten Sie auf die dunklen Stellen! Was schwarz aussieht, ist bei Monet nämlich meist dunkelbraun. Auf seinem Weg zum Impressionismus benutzte der nur die Farben des Prismas.

2. Suchen Sie die Linien! Wenn Sie keine finden, ist es höchstwahrscheinlich Monet. Der nämlich hat nie als Graphiker gearbeitet, denkt also malerisch, nicht zeichnerisch.

3. Spielen Sie den Pedanten! Monet bietet Ihnen da keine Angriffsfläche. „Die Geschlossenheit innerhalb des Bildes sucht ihresgleichen“, sagt Arnold. Bestes Beispiel: Camilles Porträt mit ganz gleichmäßig lasierender Malweise.

4. Kucken Sie in die unteren Ecken! Bestes Indiz für den berühmten Impressionisten ist seine Signatur. Vor- und Nachnamen hat er immer fleißig und gut lesbar angebracht. Auf der Vorderseite des Gemäldes.

abe

Auflösung: Von links nach rechts: Carolus-Duran, Edouard Manet, Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir