wirkungslos
: Grippemittel hilft nicht immer

Die Epidemiologen sind besorgt. Das Medikament Tamiflu, das von vielen angstvollen Bürgern fast schon als Wundermittel gegen die sich bedrohlich ausbreitende Vogelgrippe gehandelt wurde, kann sich weitaus schneller als nutzlos erweisen als vielfach vermutet. Schon in der Vergangenheit gab es Hinweise darauf, dass das Influenzavirus H5N1 eine Resistenz gegen den in Tamiflu vorhandenen Wirkstoff Oseltamivir entwickeln kann. Vietnamesische Ärzte bestätigten jetzt, dass durchaus Anlass zur Sorge besteht. Bei zwei an der Vogelgrippe verstorbenen Patienten habe Tamiflu versagt, berichtet der zurzeit in Vietnam tätige Arzt Menno de Jong von der Oxford-Universität. Bei den beiden Patienten habe das Virus eine Resistenz gegen Tamiflu entwickelt, obwohl ein Patient das Medikament sogar wie empfohlen in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung eingenommen habe. Aufgrund dieser Ergebnisse raten einige Experten dazu, höhere Tamiflu-Dosen zu verabreichen. Die Hoffnung ist, dass damit eine Resistenzentwicklung verhindert werden kann. Das aber würde bedeuten, dass bei einer Epidemie die ohnehin schon nicht ausreichenden Tamiflu-Vorräte noch schneller zur Neige gingen. Sich auf dem schwarzen Markt mit Tamiflu einzudecken hat auch keinen Zweck. Denn Arzneimittelinstitute sowohl in den USA als auch in der Schweiz haben nachgeschaut, was in den illegal über das Internet vertriebenen Tamiflu-Pillen eigentlich drin ist. Das Ergebnis: viel Vitamin C, dafür aber keine Spur des Wirkstoffes Oseltamivir. WOLFGANG LÖHR