Großes Geld, große Arena

Wo ein teures Mega-Stadien erbaut wurde, auf dass es irgendwann voll werde: Das reiche Düsseldorf will Sportstadt sein. Vor allem das Fußballpublikum sehnt sich nach Erstklassigem

VON MARTIN TEIGELER

Zinedine Zidane war da, Ronaldo und Pierluigi Collina auch. Sogar WM-Maskottchen Goleo, der schwanzlose Löwe auf FIFA-Niveau, tapste am Donnerstag Abend über den Rasen der Düsseldorfer Arena. Zwei Tage vor Heiligabend boten die mit zahlreichen Weltstars angetretenen Mannschaften „Ronaldo and Friends“ sowie „Zidane and Friends“ Fußball-Zirkus am Rhein. Das „Spiel gegen die Armut“ zu Gunsten des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen endete mit einem 3:2-Sieg für Zidanes „Weltauswahl“. Dabei erzielten Diego Tristan, Dimitar Berbatow und der vermeintliche TV-Star Oliver Pocher sowie Phillip Cocu und Aboutarika die Tore. Für die rund 49.000 Zuschauer war es ein seltenes Ereignis: Spitzenfußball in Düsseldorf.

Normalerweise ist die politisch von Anfang an umkämpfte und wirtschaftlich immer noch umstrittene Arena (siehe Chronik) bei Fußballspielen eher leer. Traditionsverein Fortuna Düsseldorf – vor dem zweiten Weltkrieg einmal deutscher Meister, 1979 sowie 1980 DFB-Pokalsieger und einst sogar Europapokal-Finalist gegen Barcelona – spielt seit Jahren nur noch dritt- und kurzzeitig sogar viertklassig. Durchschnittlich 9.000 Fans schauen sich die Regionalliga-Spiele gegen teils unattraktive Gegner wie die Reservemannschaften der Bundesliga-Clubs an. Für einen Drittligisten eine stolze Zuschauerzahl – für ein Multi-Millionen-Euro-Projekt wie die Arena aber reichlich wenig. Offiziell soll die Arena gleichwohl auch ohne Erstliga-Fußball funktionieren. „Die Arena steht super da. Wir haben die beste Belegung von allen Arenen in Deutschland, als einzige haben wir 31 Großveranstaltungen“, sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister und Arena-Erfinder Joachim Erwin (CDU) im Sommer im taz-Interview. Zur Lage des lokalen Fußballvereins sagte der Rathauschef und Fortuna-Aufsichtsrat damals: „Natürlich würde der Aufstieg von Fortuna nutzen, aber wir selber können nichts dafür, wenn die nicht besser spielen. Ich kann ja nicht auch noch selbst spielen.“ Der Aufstieg scheint derzeit weit entfernt. Fortuna steht im oberen Tabellenmittelfeld der 3. Liga.

„Düsseldorf hat als Fußballstadt Potenzial“, so Reiner Calmund, Ex-Manager von Bayer Leverkusen und mittlerweile ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat der Fortuna, unlängst zur taz. Angesichts der wirtschaftlichen Stärke von Stadt und lokalen Unternehmen, der modernen Arena und der treuen Fan-Unterstützung (Calmund: „Das sind positiv Fußballbekloppte wie ich“) sei Düsseldorf ein potenzieller Bundesliga-Standort. Ziel müsse es sein, durch eine Professionalisierung des Managements mittelfristig den Aufstieg in die 2. Liga zu schaffen.

Wie groß die Sehnsucht der Stadtoberen und vieler Bürger nach erstklassigem Sport ist, zeigte im Oktober auch der am Rhein organisierte Weltcup-Auftakt der Skilangläufer. 180 Lkw-Ladungen waren nötig, um 5000 Kubikmeter Schnee von einer Wintersporthalle in Neuss an die Rheinufer-Promenade zu transportieren. 55.000 Zuschauer sahen sich das geographisch unlogische Sportereignis an. Obwohl die Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr, als etwa 350.000 Zuschauer die Mischung aus Show und Spitzensport verfolgten, deutlich zurückging, halten die Veranstalter den Boom des Projekts „Wintersport in der Metropole“ für ungebrochen. Nirgends sei der Skilanglauf so populär wie in Düsseldorf. Auch der sportaffine Rathauschef freute sich. Erwin: „Wir haben ein Format gefunden, das ein Klassiker werden kann. Dieser Weltcup ist eine Marke geworden.“

Das Trauma der peinlich gescheiterten Olympiabewerbung scheint überwunden. 2006 soll die Deutschlandtour der Radprofis in Düsseldorf Station machen. Die beinrasierten Helden der Landstraßen starten zum Auftakt im Prolog und gehen einen Tag später von Düsseldorf aus auf die erste Etappe. Angeblich soll sogar die Tour de France demnächst über die Stadt am Rhein führen. Nur die Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die findet lediglich an den NRW-Spielorten Köln, Gelsenkirchen und Dortmund statt.