taz statt Ritz

Düsseldorf muss ohne Ritz Carlton Hotel leben. Das Luxushotel Breidenbacher Hof wird statt dessen von unbekannten Investoren neu aufgebaut. Doch kein Grund zur Trauer: Als Ersatz kommt die taz

VON KLAUS JANSEN

Es ist nicht die allererste Adresse. Kurfürstenstraße. Bahnhofsnah, Straßenstrich um die Ecke, Wohngebiet im gehobenen Bergbau-Ambiente – auch ohne Zechenhistorie. Die Restaurants separieren zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Frühstück gibt es von einer Schnellbaguette-Kette, die sich in einer Tankstelle niedergelassen hat. Aber immerhin: Es ist Düsseldorf. Die Landeshauptstadt. Die taz ist da.

Die taz kommt, ein anderer großer Name bleibt fern: Die Hotelgruppe Ritz Carlton will sich entgegen allen Ankündigungen nicht in der NRW-Kapitale niederlassen. Das Luxushotel Breidenbacher Hof, lange Zeit Düsseldorfs wirklich erste Adresse, soll von anderen Investoren neu aufgebaut werden.

Wegen Baufälligkeit hatte der Breidenbacher Hof im Jahr 1999 schließen müssen. Kurz darauf folgte der Abriss, und zwischen Königsallee und Heinrich-Heine-Allee klaffte eine Brache. Die Stadt – und vor allem ihr Oberhaupt Joachim Erwin – warteten auf den Neuaufbau der bereits 1812 eröffneten Herberge. Den sollte standesgemäß die Ritz-Carlton-Gruppe übernehmen – doch die sprang diese Woche ab. Man habe sich mit den kuwaitischen Eigentümern des Hofes überworfen, heißt es. Alles andere bleibt geheim.

Nun kümmert sich eine weithin unbekannte Betreibergesellschaft um die Baustelle: Die „Capella Hotels und Resorts“ aus Atlanta, Georgia. Deren Chef Horst Schulze ist in Deutschland groß geworden, war bis vor wenigen Jahren selbst bei Ritz Carlton und mag es schwülstig: „Allein schon die Erwähnung des Breidenbacher Hofs ließ mich ehrfürchtig erschaudern, als ich in das Gaststättengewerbe eintrat“, faxte Schulze aus der Cola-Stadt über den Atlantik. „Mit tiefster Bewunderung und Respekt“ vor der Tradition will Schulze bis zum Jahr 2007 einen 100-Zimmer-Komplex nebst Shopping-Meile bauen. Nur wie viel Geld er investieren möchte und ob es für die von CDU-Oberbürgermeister Joachim Erwin geforderten fünf Sterne reicht, lässt er offen.

In Düsseldorf gibt man sich mit dem wenig glamourösen Namen dennoch zufrieden. „An erster Stelle steht, dass der Breidenbacher Hof überhaupt wieder aufgebaut wird“, sagt Stadtsprecher Manfred Blasczyk. Er gehe davon aus, dass auch ohne Ritz ein Hotel „im entsprechenden Segment“ errichtet werde.

Und auch die Hotelfachleute vor Ort weigern sich, in ein „die-Kö-ist-auch-nicht-mehr-das-was-sie-mal-war“-Lamento einzustimmen. Obwohl Vergleichsstudien den Hotelstandort Düsseldorf derzeit nicht so gut einstuften, sei die Stadt „gut sortiert“, sagt Rainer Spenke vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Überhaupt sei die Sache mit den fünf Sternen gar nicht mehr so wichtig, findet er: „Das Renaissance Hotel hat sogar freiwillig einen Stern abgegeben, weil die pharmazeutische Industrie ihren Vertretern und Angestellten nur noch Übernachtungen bis vier Sterne bezahlt.“

Angst haben muss man um Düsseldorf also nicht. Die Stadt hat ja schließlich noch das Steigenberger, das Hilton, das Savoy, das Radisson und das Inter-Conti. Und seit Neuestem die taz.

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