Kaum noch Zeit für die Familie

Gewerkschaft ver.di fordert humanere Arbeitszeiten bei der Feuerwehr. 40-Stunden-Woche ganz oben auf der Agenda

Für Florian Hamburg* beginnt heute ein harter Tag: Um sieben Uhr morgens ist für den 35-jährigen Berufsfeuerwehrmann auf einer der Hamburger Wachen Dienstbeginn. Ihm steht eine 24-Stunden-Schicht bevor. Hamburgs Frau und seine beiden kleinen Kinder müssen Heiligabend ohne Partner und Papa feiern.

Die ausgedehnte Schicht setzt sich aus Arbeitszeit und anwesenheitspflichtigem Bereitschaftsdienst zusammen. Doch diesen kann Florian Hamburg immer seltener in der Koje verbringen. Gerade in der Zeit um Weihnachten und Silvester wüten oft Wohnungsbrände, sind vermehrt Menschenleben in Gefahr. Und obwohl sich viele staatliche Löscher durch die Schichtzeiten ausgelaugt und gesundheitlich angegriffen fühlen, sollen nun über ihre Köpfe hinweg neue Schichtmodelle durchgesetzt werden.

Notwendig wurde dies durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), der auf Klage des Feuerwehr-Personalrats eine Hamburger Praxis gekippt hatte: Ex-Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) hatte 1999 die Arbeitszeiten einseitig von 48 auf 50 Wochenstunden angehoben, um 150 Stellenstreichungen zu kompensieren. Seit dem EuGH-Urteil werden nur noch 48 Stunden nach altem Dienstplan von 8-, 16- und 24-Stunden-Wechselschichten gearbeitet.

Daher sucht die Stadt nach neuen Lösungen. So ist bei der Feuerwehrleitung zurzeit ein 11- und 13-Stunden-Schichtmodell in Gespräch. Für die Gewerkschaft ver.di ein Unding. „Bei einem 2-Schichtmodell auf der Basis einer 48-Stunden-Woche bleibt das soziale Leben der Einsatzkräfte noch weiter auf der Strecke“, kritisiert ver.di-Fachsekretärin Renate Götze. Und setzt noch einen drauf: „Eine wirkliche Alternative wäre nur eine 40-Stunden-Woche.“ Das würde sowohl den Belangen der Stadt und ihrer Menschen als auch der Beschäftigten gerecht. „Wenn dies derzeit nicht möglich ist“, sagt Götze, „dann sollte das 3-Schichtmodell bleiben, sofern die Betroffenen das wollen.“

Zumindest aber sollten die Feuerwehrleute in die Diskussion einbezogen werden, fordert Götze. Innensenator Udo Nagel (parteilos) hatte dies zwar versprochen, doch geschehen ist bislang nichts. KAI VON APPEN

* Name geändert