Der Wochenendkrimi
: Jede Wunde ein Geschäft

„Tatort: Das Lächeln der Madonna“, So., 20.15 Uhr, ARD

Erst Mörder beim MDR, die Woche drauf Verdächtiger beim WDR, und nächsten Monat dann noch Partner des Opfers beim BR – manche Schauspieler scheinen ein anstaltsübergreifendes „Tatort“-Abo zu besitzen. Da muss man aufpassen, dass man beim Wochenendkrimi-Einerlei nicht durcheinander gerät. Aber dann sind da auch immer wieder diese neuen Gesichter, die echte Vibrationen in die gedämpfte „Tatort“-Routine bringen. So wie in dieser SWR-Episode die famose Brigitte Hobmeier. In erst einem erwähnenswerten Film konnte man sie zuvor sehen: Für Sören Voigts „Identity Kills“ verkörperte sie eine junge Arbeitslose, die eine Gleichaltrige umbringt, um dann in deren Rolle aufzugehen. Eine radikale Studie über die Ökonomisierung des Privaten.

Im Tatort „Das Lächeln der Madonna“ betreibt das von Hobmeier gespielte einsame Herz ebenfalls eine radikale Ökonomisierung des Privaten: Sie wird von einem flüchtigen Kunsträuber (Harald Schrott) gekidnappt, hilft ihm aber gegen ein kleines Entgelt dabei, die Polizei auszutricksen. Sie stellt ihm ihre Wohnung zur Verfügung, versorgt seine Wunden, kauft ein. Jeder Handgriff kostet extra. Die Geiselhaft als Dienstleistung. Dabei gelingt es Hobmeier, ihre Figur in einem gewissen Schwebezustand zu halten. Ob ihr Handeln reiner Berechnung, dem Stockholm-Syndrom oder aufkeimender Liebe geschuldet ist – man weiß es erst mal nicht.

Genau daraus resultiert die Spannung dieses „Tatorts“, der ansonsten nicht durch einen wahnsinnig ausgeklügelten Plot (Regie: Christoph Stark, Buch: Kai-Uwe Hasenheit) in den Bann zieht: Im Kunstmuseum von Konstanz wurde ein Gemälde von Lucas Kranach geklaut; der Restaurator liegt tot am Boden. Der flüchtige Dieb könnte der Mörder sein, bald gerät auch die zwielichtige Direktorin des Museums in Misskredit. Kommissarin Blum (Eva Mattes) muss also unterschiedlichen Spuren nachgehen. Aber genau dadurch wird leider auch von der eigentümlichen Anziehung zwischen Kunsträuber und Geisel abgelenkt. Ein mäßiger Krimi, aber eine verstörende Geschichte über Sehnsucht und Geschäftssinn. C. BUSS