Was bleibt zur guten Muße? Die sonntaz

TAZ.AM WOCHENENDE Was seit vier Jahren prima Anklang findet, wird leicht verbessert: die Seiten der sonntaz

VON FELIX ZIMMERMANN

Es waren wüste Zeiten, in denen wir die taz.am wochenende planten. Die Financial Times Deutschland kam an ihr Ende, die Frankfurter Rundschau ging zum Insolvenzverwalter – von überall hörten wir, wie schlimm es steht und dass Leute en masse entlassen werden. Das waren die bis dahin stärksten Signale, dass uns die Krise des bedruckten Papiers womöglich näher war, als es die bei vielen Zeitungen sinkende Jahresauflage erahnen ließ.

Als parallel dazu jedoch taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch auf dem Dach der Dependance in der Charlottenstraße – schräg gegenüber dem taz-Haus in der Rudi-Dutschke-Straße – mit meterhohen Leuchtbuchstaben den Schriftzug der Le Monde diplomatique anbringen ließ, weil deren deutsche Ausgabe dort entsteht, dachten wir: Nein, so schlimm ist alles doch wohl nicht.

Und wir ergriffen die Chance, uns gegen die dräuende Trübnis mit Verve zu stemmen. Mitten in der zweiten großen Medienkrise nehmen wir also Abschied von der bisherigen sechsten wöchentlichen taz-Ausgabe, die seit Einführung der sonntaz ein Hybrid war: vorne auf 16 Seiten die taz-mäßig gut gemachte, aber doch konventionelle Ausgabe einer Tageszeitung, und hinten auf 24 Seiten die sonntaz als Wochenendmagazin mit der Ganzen Geschichte, dem sonntaz-Gespräch, mit Seiten zu Konsum und Genuss, Geist, Körper und Bewegungen, mit dem Kulturteil der taz, den Reiseseiten, dem Flimmern + Rauschen samt TV-Programm und – am hübschen Ende – der Wahrheit.

Nun werden nach etlichen Planungsrunden, in denen manchmal die Fetzen flogen, die beiden Teile der Samstagsausgabe also zur taz.am wochenende: weniger an der Wiedergabe von Nachrichten orientiert, eher darauf bedacht, eigene Themen zu setzen, hintergründiger zu sein, origineller, ausgeruhter und anregender.

Die taz wird am Samstag das, was Journalisten gerne mit dem Wort „magazinig“ umschreiben: weg vom klassischen Nachrichtenstil, hin zu Geschichten, die um die Ecke gedacht sind und im erzählerischen Stil so dargeboten sein sollen, dass man sie lesen will. Wenn man so will und ohne den neuen KollegInnen (siehe Fotokasten unten) der taz.am wochenende zu nahe treten zu wollen, dehnt sich der sonntaz-Journalismus auch nach vorne ins Blatt aus.

Und das vielleicht Beste: Die sonntaz, die im sechsten Stock des alten taz-Hauses seit 2009 zu fertigen so viel Freude bereitet, wird es weiterhin geben, und zwar auf 24 Seiten. Wir sind überzeugt, dass das genau der richtige Rahmen ist für die großen Fragen der Zeit, denen wir uns künftig mehr denn je widmen wollen. Die Gesellschaft, den Menschen stellen wir in den Mittelpunkt, Reportagen und Gespräche werden Sie lesen. Dazu das Bewährte aus Kultur-, Reise- und Medienredaktion. Ein großzügiges Angebot für die beiden Tage der Woche, an denen man Muße für die ausgeruhte Lektüre hat und Hunger auf Geschichten.

Weil wir aber wissen, dass zu viel Text auch erschlagen kann, haben wir uns neue, kürzere Formate ausgedacht. Häppchen? Ja, aber gehaltvolle. Lebensweltliches im besten Sinne, perfekt fürs Wochenende – für Ihr Wochenende mit der taz.

■ Felix Zimmermann, 39, ist seit Sommer 2012 Ressortleiter der sonntaz