Wulff frisst Pädagogen

SPARKURS Niedersachsen erwägt, doch Lehrerstellen einzusparen. Opposition und GEW erfreut das nicht

Mitte kommender Woche geht seine Landesregierung in Sparklausur, jetzt bereits hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) mit einem Interview für Aufregung gesorgt: „Wir werden über die nächsten Jahre an bestimmten Stellen Lehrerstellen reduzieren“, sagte er der Neuen Presse in Hannover. Der Hintergrund: Weil 2011 zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machten, schrumpften die Schülerzahlen.

Der Streit um Lehrerstellen geht damit in eine neue Runde. Ursprünglich hatte Wulff in der vorherigen Legislatur festgelegt, ab 2007 wegen sinkender Schülerzahlen fünf Jahre lang je 400 Stellen zu streichen. Das stieß angesichts aktuell voller Klassen auf scharfe Kritik. Im Wahlkampf schwang Wulff dann um und versprach, die Stellen zur Qualitätsverbesserung zu nutzen. Genau dieses Vorhaben scheint nun zur Disposition zu stehen.

„Es gibt Überlegungen, wenn die Schülerzahlen zurückgehen, wie darauf reagiert wird“, erläutert Roman Haase, Sprecher der Staatskanzlei. Nächste Woche tage eine Koalitionskonferenz zur Frage, wie das Land bis 2020 „zukunftsfähig“ gemacht werden könne. Dabei werde alles „ergebnisoffen geprüft“.

Die Opposition ist empört: „Unsere Schulen sind wie Zitronen ausgepresst worden“, sagt die SPD-Schulpolitikerin Frauke Heiligenstadt. Das Kultusministerium habe versprochen, freie Stellen würden für bessere Unterrichtsversorgung und kleinere Klassen genutzt.

„Es gibt keine Luft an den Schulen“, sagt auch Eberhardt Brandt, Landeschef der Lehrergewerkschaft GEW, der etwa bei den Klassengrößen einen „Negativ-Rekord“ erkannt hat: 2008 hatte jede zweite Klasse an Gymnasien und Gesamtschulen zwischen 29 und 33 Schüler. Außerdem hat das Land seine Lehrer auf Lebensarbeitszeitkonten Überstunden im Wert von einer Milliarde Euro ansparen lassen, deren Rückzahlung an den Gymnasien 2011 beginnt. Da brauche man, sagt Brandt, „eigentlich zusätzliche Lehrer“. KAIJA KUTTER