Tsunami-Tote wurden in Bosnien identifiziert

Eine neue, schnelle und billige Methode half nach der Identifizierung von Srebrenica-Opfern jetzt auch bei 691 Tsunami-Toten aus Thailand

TUZLA taz ■ In der ostbosnischen Stadt Tuzla gelang es in den letzten Monaten, 691 Tsunami-Opfer aus Thailand zu identifizieren. Im Sommer hatten die Verantwortlichen in Thailand von den Erfolgen der „International Commission on Missing Persons“ ( ICMP) in Tuzla gehört, die mit neuen Methoden die Identität von Kriegsopfern in Bosnien herausfindet. Gewebe- und Knochenproben der 691 ungelösten Fälle aus Thailand wurden im September 2005 nach Tuzla gesandt. Schon nach wenigen Wochen war die Identität der Toten geklärt. Darunter waren 568 Thais, 21 Deutsche und 6 Österreicher.

Nach dem Krieg in Bosnien wurden zwar hunderte von Massengräbern geöffnet, doch nur in den seltensten Fällen gelang es, die Identität der Toten sogleich festzustellen. Deshalb suchten die vor allem aus Amerikanern, Briten und Bosniern zusammengesetzten Expertenteams von ICMP nach neuen Wegen bei der DNA-Analyse. Und fanden schließlich um die Jahreswende 1999/2000 eine Methode, die es möglich machte, aus den Knochen der Toten die unverkennbaren Erbinformationen jeder Person herauszufiltern.

Da gleichzeitig zehntausende von Menschen, deren Angehörige im bosnischen Kriege ermordet worden waren, aufgefordert wurden, Blutproben abzugeben, konnte es über eine neu erstellte Computersoftware gelingen, die Informationen der Toten mit denen der Überlebenden abzugleichen. Auf diese Weise konnten dann Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen festgestellt werden. Seither ist es gelungen, über 2.000 Opfer des Massakers von Srebrenica zweifelsfrei zu identifizieren. Noch hätten viele Angehörige, auch weil sie als Flüchtlinge über die ganze Welt verstreut seien, es unterlassen, ihre Blutproben abzugeben, erklärt Doune Porter, Sprecherin der Organisation. „Wenn dies geschehen ist, kommen wir bei den Untersuchungen noch weiter.“

Bei den Tsunami-Opfern ging das Institut ebenso vor. „Wir haben mit unserer Methode eine 100-prozentige Sicherheit erreicht“, erklärt die Sprecherin. Von nun an werde das bosnische Institut für Opfer aus allen Regionen der Welt offen stehen. Die neue Methode koste zudem nur ein Zehntel der herkömmlichen, sei also nicht nur effektiver, sondern auch viel billiger.

ERICH RATHFELDER