In aussichtsloser Mission

FUSSBALL Im DFB-Pokal trifft der VfB Wolfsburg jetzt auf einen sensationell spielenden FC Bayern. Dass die Niedersachsen am Wochenende gegen Hoffenheim nur ein 2:2 schafften, verheißt da wenig Gutes

„So geht es eben nicht in der Bundesliga“

WOLFSBURGS TRAINER DIETER HECKING

Dass ein Team ohne Zukunft in einer Saison ohne Entwicklung die ganz große Chance erhält, ist die Ironie des Fußballs: Der VfL Wolfsburg ist nur noch ein Spiel vom DFB-Pokalfinale entfernt. Doch nach allem, was man beim niedrigklassigen 2:2 gegen 1899 Hoffenheim und in den letzten Wochen so gesehen hat, spricht im Grunde nichts dafür, dass die Wölfe morgen Abend (20.30 Uhr, ARD) beim feststehenden Meister FC Bayern München diesen Schritt werden gehen können.

Das zu sagen, ist nicht despektierlich, das ist Realismus. Offenbar sah das auch Wolfsburgs Innenverteidiger Naldo so, der nach Spielende in Badeschlappen in der Mixed Zone stand und sagte, was man vor solchen Spielen halt sagen kann. Dass es im Fußball immer auch Überraschungen gebe. Dass man dafür aber vieles oder alles besser machen müsse als gegen Hoffenheim.

Dieses 2:2 war eines jener Spiele, von dem beide Seiten denken, sie hätten es gewinnen müssen. Abstiegskandidat Hoffenheim, weil nach einer 2:1-Führung gegen aufmachende Wölfe ein konsequent ausgespielter Konter „das Spiel hätte zumachen können“, wie der neue Trainer Markus Gisdol sagte. Und in Wolfsburg denken sie seit 2009 ohnehin, sie seien besser, als sie spielen.

Aber auch Dieter Hecking hat es seit Übernahme des Trainerjobs im Januar noch nicht geschafft, dem VfL einen funktionierenden Heimstil zu verpassen. „Zum wiederholten Male Inkonsistenz“, notierte er selbst. Der Fortschritt besteht darin, dass das Team bei Felix Magath überhaupt kein durchsetzungsfähiges Konzept hatte. Derzeit hat man eines, das man dann aber nach einer Führung verliert. So war es beim 2:2 gegen Nürnberg – und nun auch gegen Hoffenheim.

Nach dem frühen 1:0 durch Nachwuchsspieler Maximilian Arnold (13.) war Schluss. Salihovic per Foulelfmeter (35.) und Beck per Weitschuss (63.) drehten das Spiel. Es brauchte eine Systemumstellung auf 4-4-2 und einen Brechstangen-Kopfball von Naldo (86.), um zumindest einen Punkt zu retten. Vorbereiter beider Wolfsburger Tore, auch das hochgradig ironisch, war der Schweizer Außenverteidiger Ricardo Rodriquez, ansonsten der mit Abstand schwächste VfL-Spieler und auch an beiden Gegentoren beteiligt.

Warum den VfL eine Führung nicht stärkt, so wie es Usus ist, sondern schwächt? Aus Heckings Sicht hat die sieglose Phase seit Januar dazu geführt, dass sein Team das 1:0 umgehend habe „verwalten“ wollen – „aber so geht es eben nicht in der Bundesliga“. Naldo fand sogar, dass Mitspieler sich „versteckt“ hätten, um nur den Ball nicht übernehmen zu müssen.

Hecking und Manager Klaus Allofs planen längst die neue Saison. Nach offizieller Ansage spielen alle Profis derzeit vor, um sich für ein runderneuertes Team zu bewerben. Erstklassig wirkten am Samstag nur zwei: Torhüter Benaglio und der herausragende Innenverteidiger Naldo. Damit kommt man nicht weit gegen einen FC Bayern, der derzeit seinen womöglich besten Fußball überhaupt spielt.

Allerdings muss man sagen, dass der VfL als Team auswärts deutlich besser funktioniert als in der VW-Arena. Dass die Bayern ihren einzigen Rückrunden-Aussetzer, 0:2 gegen Arsenal, zuhause hatten. Und dass man im Fußball nie weiß, wie es ausgeht. Außer diesmal.  PETER UNFRIED