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: ROLAND LEROI über Rolf Milsers italienische Matratzen

Die Matratzen, sagt Rolf Milser, seien besonders wichtig. „Die weichen Dinger aus Amerika können Sie vergessen“, sagt der 54-Jährige. Der Ex-Gewichtheber ist Matratzen-Experte: Nach seinem Olympiagold von Los Angeles übernachtete der Duisburger oft in Hotelbetten. Seit neun Jahren führt er in seiner Heimatstadt das 4-Sterne-Hotel „Landhaus Milser“. Im Sommer wird Italiens Fußballauswahl hier wohnen. Entscheidend waren – natürlich – Milsers Matratzen: „Hochwertige italienische Ware, die ich mehrfach getestet habe“, sagt Milser. Auch Nationalcoach Marcello Lippi habe sie dreimal ausprobiert. Italiens Team will schließlich ausgeschlafen das vierte Mal Weltmeister werden.

Für Duisburg ist die Squadra Azzurra ein großer Wurf. „Mehr geht nicht, zum weltgrößten Ereignis kommt einer der Top- Favoriten“, freut sich Milser. Sein Hotel ist im italienischen Flair eingerichtet. Alle Möbel stammen von der Halbinsel, im Restaurant arbeiten fünf italienische Köche: „Die Fußballer werden denken, sie seien daheim“.

Vor zehn Jahren wechselte Milser sein Metier. Er verkaufte zwei Häuser und baute mit dem italienischen Kompagnon Toni Pelle auf einer Wiese im Duisburger Süden sein Landhaus. „Ein Risiko – früher grasten hier Kühe, jetzt kommen Weltstars“, sagt er. In der Lobby sind Boxhandschuhe von Freund Muhammad Ali ausgestellt. Zum Champions League-Finale 2004 wohnte hier der AS Monaco samt Fürstenfamilie Grimaldi. „Kontakte schaden nur dem, der sie nicht hat“, sagt Milser und schmunzelt.

Vom 1. Juni bis 10. Juli muss er für Edelkicker Sorge tragen. Sein Hotel mit 20.000 Quadratmeter großenSee wird dann eingezäumt, Wachpersonal patrouilliert rund um die Uhr. „Wir müssen die FIFA-Sicherheitsbestimmungen beachten“, entschuldigt sich Milser – anderen Gästen muss er absagen. Die Italiener buchten alle 115 Betten, Sauna und Piano-Bar. Auch Fans und Groupies von Francesco Totti oder Alberto Gilardino dürften abblitzen. „Von mir aus können die Mädels ins Hotel, aber Lippi wird das wohl nicht dulden“, glaubt Milser.

Trainiert wird beim MSV Duisburg. Dort ist auch das Presse-Zentrum für 2.000 Medienvertreter. Alle TV-Anstalten Italiens sendeten Reportagen über Duisburg. Die Ruhrstadt plant deshalb italienische Wochen in Rot-Weiß-Grün. „Das von Kommissar Schimanski geprägte Schmuddel-Image wird dann verschwinden“, glaubt Milser. Eine Grubenfahrt ist nicht vorgesehen, aber ein Besuch im Privatwald: „Da wächst der größte Rhododendron Europas.“

Vom italienischen Fußballverband wird Milser gemäß dem FIFA-Katalog großzügig entlohnt. Der durch die Werbung entstehende Mehrwert ist noch nicht berechnet. Teile seines Personals muss er jedoch wegen der geringen Auslastung im Sommer in den Urlaub schicken. „Weder Kellner noch Empfangsdamen wollen aber weg, die würden sogar umsonst arbeiten, nur um hautnah bei den Fußballern zu sein“, sagt Milser und nimmt sich nicht aus: Am liebsten würde er die Matratzen persönlich beziehen – mit feinster italienischer Ware.