Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 20. Januar: Bettina Allamoda, All dressed up.Laura Mars, Di–Fr 12–19 Uhr, Sorauer Str. 3

Die komplexe Installation „O. V. Retrospective“ von Paola Yacoub und Michel Lassere ist formal sehr ansprechend, inhaltlich jedoch nicht einfach zu entschlüsseln. Eine klare Beschreibung des Versuchsaufbaus in der daad-Galerie statt des ausliegenden Textes, eines reichlich abstrakten Räsonnements, wäre von Nöten. Große Schwarzweißfotografien hängen an den Wänden, während auf einer Reihe von Monitoren kleine Loops laufen, die Orte in Berlin zeigen. In diese Bilder sind Nachrichtentexte vom Tage eingeblendet. Nachrichten, Information generell, so die Annahme der Künstler, verändern täglich das Aussehen der Orte, von denen sie handeln und die sie im entsprechenden Bild präsentieren. Was passiert, wenn die bunten Minidokus von Berlin von Ereignissen aus dem Irak, aus New York, Delhi, dem Gaza-Streifen oder den Philippinen handeln sollen? Sieht die Stadt dann wirklich anders aus? Eher wird deutlich, wie fern uns die Nachrichten aus aller Welt dann doch sind, wie wenig sie den Berliner Alltag tangieren.

Das alltägliche Berliner Straßenbild war lange Zeit von Schleiern geprägt. Von verschleierten Häusern im Umbau, nicht verschleierten Frauen. Um Missverständnissen vorzubeugen. Und doch gibt es einen Zusammenhang zwischen Häusern, Kleidung, Mode und fremden Traditionen. Diesem Zusammenhang geht Bettina Allamoda bei Laura Mars nach. Dekoration und Körper sind die Stichworte in der Debatte. Der Baukörper wie der Menschen-, besonders der Frauenkörper sollen einmal Sex-Appeal zeigen, Individualität im Einklang mit dem Zeitgeist repräsentieren, das andere Mal aber Tradition, Sitte und Herkommen bewahren. Diese Aufgaben werfen neben ästhetischen Fragen vor allem Machtfragen auf. Allamodas Ausstellungsmix aus Fotomontagen und Fashionvideo benennt den realen Krieg um die Oberflächen.

Bis 14. Januar: Paola Yacoub/Michel Lassere, O. V. Retrospective. daad-galerie, Mo–Sa 11–18 Uhr, Zimmerstr. 91/92