Gasag-Wärme wird Luxus

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten erhöht die Gasag die Preise um rund zehn Prozent. Grund: höhere Importpreise. Verbraucherschützer protestieren und rufen zu Widerstand auf

von RICHARD ROTHER

Wenige Tage vor Silvester schockt die Gasag ihre Kunden: Zum 1. Januar erhöht der Berliner Monopolversorger die Preise um 8 bis 12 Prozent. Besonders dreist: Erst zum 1. Oktober 2005 hatte sich der privatisierte Gasversorger einen kräftigen Schluck aus der Preispulle genehmigt. Vor drei Monaten waren die Preise um rund 10 Prozent erhöht worden. Nach der neuerlichen Gaspreisrunde muss ein Durchschnittshaushalt nach Gasag-Angaben mit Zusatzkosten von 120 Euro jährlich rechnen. Zurzeit zahlt ein Berliner Durchschnittshaushalt, grob geschätzt, rund 1.200 Euro pro Jahr.

Die Gasag begründet die Preiserhöhung mit steigenden Preisen für Erdgas-Importe. So sei nach Berechnungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) der Importpreis für Erdgas nach Deutschland von Januar 2004 bis Oktober 2005 um rund 60 Prozent gestiegen, so die Gasag. Rund zwei Drittel des Preises seien von der Gasag nicht beeinflussbar, rechnet die Gasag vor. Rund ein Drittel zahlen die Verbraucher demnach für den Import von Erdgas, zweiter großer Preisfaktor seien Steuern und Abgaben, darunter die Mineralöl- und Ökosteuer, die Mehrwertsteuer und die Konzessionsabgabe, die das Land Berlin erhalte.

Wenn die Gasag zwei Drittel des Preises nicht beeinflussen kann, bleibt immer noch ein Drittel, das sich das Unternehmen einverleibt. Schon die Preiserhöhung vom Oktober war in der Stadt auf massiven Protest gestoßen. Auf Initiative der Berliner Verbraucherzentrale reichten 42 Kunden eine Sammelklage beim Landgericht ein. Sie wollen erreichen, dass die Entscheidung für unwirksam erklärt wird. Unter dem öffentlichen Druck hatte sich die Gasag bereit erklärt, spätestens Ende Januar ihre Kalkulationen für Privatkunden offen zu legen. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Wirtschaft ist dann auch ein Gespräch zwischen Gasag und dem Landeskartellamt geplant. „Das Kartellamt wird auch die neuerliche Preiserhöhung sehr genau prüfen“, sagte eine Sprecherin der Wirtschaftsverwaltung. „Über Preiserhöhungen freut sich niemand, weder private noch gewerbliche Verbraucher.“

Die Berliner Verbraucherschutzzentrale kritisierte die Gasag gestern scharf. „Innerhalb von drei Monaten zweimal die Preise zu erhöhen, ist schon dreist“, sagte die Chefin der Verbraucherorganisation, Gabriele Francke. Die Kunden sollten sich dagegen zur Wehr setzen. Franckes Tipp: Jeder Kunde sollte am 31. Dezember seinen Stand des Gaszählers ablesen und diesen der Gasag mitteilen. Das garantiert wenigstens eine taggenaue Abrechnung. Zudem sollten die Kunden der neuerlichen Preiserhöhung wegen Unbilligkeit und Intransparenz schriftlich widersprechen und erhöhte Gaspreise nur unter Vorbehalt zahlen.

Vorformulierte Protestschreiben und Anregungen finden erboste Verbraucher im Internet, unter anderem unter www.energieverbraucher.de.