Fluglehrer für Fortgeschrittene

Trainer Peter Rohwein will sich bei der Vierschanzentournee nicht rechtfertigen müssen, sondern Erfolge verkünden

OBERSTDORF taz ■ Es spricht einiges dafür, dass die Vierschanzentournee für Peter Rohwein angenehmer ausfällt als im Vorwinter. Zunächst einmal muss der Bundestrainer der deutschen Skispringer nicht mehr humpeln. Vor einem Jahr plagte ihn eine Knieverletzung, und Rohwein schleppte sich auf den Trainerturm und wieder hinunter und erweckte Mitleid, als er mit schmerzendem Knie die Pressezentren der Tournee-Orte betrat, um Auskunft zu geben über meist mittelmäßige Leistungen seiner Schützlinge. Außerdem war es sein erster großer Auftritt als Chef der deutschen Springer.

Rohwein hatte bis dato nur im Hintergrund als Co-Trainer gearbeitet, im Oktober 2004 wurde er befördert und sah sich mit der für ihn ungewohnten öffentlichen Aufmerksamkeit konfrontiert. Er musste sich rechtfertigen für Martin Schmitts schwankende Leistungen, für Georg Späths fehlende Konstanz und Michaels Uhrmann Rückstand auf die Spitze.

Doch in diesem Winter ist vieles besser, nicht nur Rohweins Gesundheitszustand. Michael Uhrmann hat sich etabliert im Kreis der besten Springer. Und der Bundestrainer glaubt, dass Uhrmann die Tournee sogar gewinnen kann. Ausreichend Konstanz hat er bewiesen, neben Janda, Küttel und Ahonen wird der Vierte im Weltcup zu den Favoriten gezählt. Rohwein sagt: „Michaels Niveau ist sehr stabil. Und genau das braucht man bei der Tournee: acht Sprünge auf gleichem Level.“

Uhrmanns starke Auftritte in den bisherigen Weltcup-Springen haben übertüncht, dass Martin Schmitt immer noch vergeblich auf die Wiederkehr längst vergangener Höhenflüge hofft und der schon seit Jahren als Talent gepriesener Georg Späth seine Leistung keineswegs verbessert hat, sondern bisweilen den Finaldurchgang verpasst. Bei aller Euphorie für Uhrmanns weite Sprünge sorgt sich Rohwein sichtlich um Schmitt und Späth. Schmitt hat er ein Spezialtraining verordnet, bei Späth hofft er, dass die Sprünge vor heimischem Publikum zum Tourneeauftakt in Oberstdorf am Donnerstag sämtliche Blockaden lösen. „In Oberstdorf wünscht dem Schorsch jeder gute Sprünge. Vielleicht beflügelt ihn das“, sagt Rohwein, der von all seinen Schützlingen Lob bekommt: „Er arbeitet sehr ruhig und konzentriert, man erkennt ein klares Konzept“, sagt Uhrmann.

KATHRIN ZEILMANN