KURZKRITIK: GERNOT KNÖDLER ÜBER JAN DELAYS IKEA-VIDEO
: Einsatz im Tonstudio

Eigentlich fehlt nur Tine Wittler. Nach dem Muster der Renovierungsshow auf RTL hat Ikea vor einigen Jahren die Küche des Altonaer Tonstudios Boogie Park ausgewechselt – zum Einzug von Jan Delay. Der wird damit heute aber gar nicht mehr gern in Verbindung gebracht wird. Er habe Herbert, dem Besitzer des Studios, einen Gefallen tun wollen, schreibt Delay auf seiner Website, und er habe sich „breitschlagen lassen, kurz in dem Filmchen aufzutauchen“.

Die taz hatte die Frage gestellt, warum Theatermacher Corny Littmann als angeblicher Gentrifizierer im Rahmen der alternativen Lesetage nicht in der Roten Flora auftreten darf, wohl aber Jan Delay mit seinem Werbefilmchen für Ikea. Denn schließlich warnen Gentrifizierungskritiker vor dem entstehenden Ikea-Kaufhaus in Altona.

Jan Delay ist neben Herbert und Birgit einer der Protagonisten des Films, der dem bewährten Muster folgt: Besuch der Beraterin, Umbau im Zeitraffer, staunende Bewohner. „Mein Gott“, sagt Jan. „Wahnsinn“, sagt Herbert. Und eine Sprecherin mit niedlichem Akzent sorgt für schwedische Assoziationen. Für den Fall, dass einer nicht weiß, wie berühmt Jan Delay ist, zeigt die Kamera die Goldenen Schallplatten im Flur. Von irgendwoher taucht eine Rotweinflasche auf, die aussieht, als habe sie 15 Jahre hinterm Tresen gelegen.

Die Weinflasche soll wohl den Renovierungsbedarf belegen, denn die Bilder der alten Küche geben diesen nicht so recht her. Sie ist zwar gebraucht, selbst gebaut und sieht auch so aus. Aber dafür hat sie Atmosphäre, was man von der gelackten Ikea-Küche nicht unbedingt sagen kann.

Der Film unterhält, muss aber auch nur drei Minuten tragen. Ob Ikea damit „einen echten Hit gelandet hat“, wie die Sprecherin sagt, ist fraglich. Jan Delay eher nicht.

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