Leibesvisitationen vor Prüfungen an der Uni Kiel

MOGELN Ein Professor hat die Körper von Prüflingen abtasten lassen. Die Uni klärt den Sachverhalt

Die Studentenvertretung (Asta) der Uni Kiel hat die immer strengeren Kontrollen vor Prüfungen angeprangert. „Die Grenze der Zumutbarkeit ist überschritten!“, kritisierte ein Studentensprecher. So habe es Leibesvisitationen vor den Klausuren zum Abschluss einer Einführungsvorlesung am Institut für Klassische Altertumskunde gegeben. Bei zwei Prüfungsterminen am 12. Februar und 2. April seien Studierende abgetastet und ihnen persönliche Gegenstände wie Geldbörsen und Brötchen abgenommen worden.

„Leibesvisitationen und die Abnahme von Gegenständen lehnt die Hochschulleitung ab“, sagte Uni-Sprecher Boris Pawlowski. Das Präsidium der Hochschule werde den Sachverhalt klären. „Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wird die Hochschule umgehend handeln.“

Eine männliche wissenschaftliche Hilfskraft und eine Mitarbeiterin hatten laut Asta nach Geschlechtern getrennt die Studierenden abgetastet. Der Professor habe zur Identitätskontrolle sich nicht mit Personalausweisen begnügt, sondern bei einem seiner Meinung nach nicht eindeutigen Foto einen zusätzlichen Nachweis gefordert.

Dies markiere den traurigen Höhepunkt des Regulierungswahns, kritisierte der Studentensprecher. Asta-Vorstand Steffen Regis sagte: „Das inakzeptable Verhalten des Lehrstuhls in diesem Fall ist an Kompetenzüberschreitung nicht zu überbieten und muss personelle Konsequenzen nach sich ziehen.“ Es sei einer Universität nicht würdig, Studierende derartig zu schikanieren. Es fehle an unabhängigen Beschwerdestellen und Transparenz bei der Prüfungsbewertung. Der jetzige Vorfall sei nur die Spitze eines Eisbergs.

Uni-Sprecher Pawlowski sprach von einer gewissen Unsicherheit der Lehrenden, wie sie bei Prüfungen verfahren sollen. Denn es gebe bisher keine glasklaren Vorgaben.  (dpa)