Sorgen in Deutschland wegen Nachlassen des China-Booms

WELTWIRTSCHAFT Bestellungen bei Maschinenbauern sinken, Wachstum auch. Downgrade für Peking

PEKING/MÜNCHEN taz | Das Ende des Booms in China und die wachsende Konkurrenz aus dem Riesenreich bereiten den deutschen Maschinenbauern immer größere Sorgen. 2013 seien die Geschäfte dort erneut verhalten gelaufen, sagte der Präsident des Branchenverbands VDMA, Thomas Lindner, am Montag.

Der Absatz der deutschen Maschinenbauer in China sei bereits im vergangenen Jahr um 25 Prozent eingebrochen, sagte Lindner. Der Regierungswechsel habe zu einem Stillstand der politischen Systeme und damit bei vielen Großprojekten geführt. Zudem seien die Chinesen bei vielen Geräten inzwischen ernsthafte Konkurrenten.

Indes schwächte sich das Wachstum Chinas überraschend ab. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Januar bis März um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte die Regierung am Montag in Peking mit. Experten werteten die für europäische Verhältnisse traumhaft anmutende Zahl für das Schwellenland als herbe Enttäuschung. Sie hatten mit einer Acht vor dem Komma gerechnet.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Ratingagentur Fitch mit einem Downgrade für schlechte Nachrichten gesorgt. Die kleinste der drei großen US-Ratingagenturen kam zum Schluss, die Kreditwürdigkeit der Volksrepublik habe sich verschlechtert. Einschließlich des grauen Finanzmarktes habe Chinas Verschuldung bereits 198 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht, hieß es. Fitch stufte die Bonität von Regierungsanleihen im Inland um einen Punkt von „AA–“ auf „A+“ herab.

Das Urteil überrascht, liegt Chinas Staatsverschuldung doch offiziell bei 50 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: Japan ist mit 230 Prozent verschuldet. Was Fitch dennoch zu diesem Schritt veranlasste: Die Kreditvergabe der Banken ist in den vergangenen Jahren deutlich stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft.

Vor allem die Verbindlichkeiten der Kommunen sind hoch. Fitch schätzt ihre Schulden auf umgerechnet 1,6 Billionen Euro – ein Viertel der jährlichen Wirtschaftsleistung Chinas. Anders als etwa bei Spanien hat das Rating für China kaum Auswirkungen. Im Ausland ist das Land überhaupt nicht verschuldet, sondern mit 2,5 Billionen Euro an Devisenreserven der weltgrößte Gläubiger. FELIX LEE (mit Reuters)