Kommentar: Christian Jakob über Gas-Kündigungen
: Brachiale Disziplinierung

Gewöhnlich kämpft auch ein Quasi-Monopolist mit erdrückender Marktmacht um jeden Kunden. Verwunderlich scheint also, dass die SWB nun Tausende Kunden loswerden will. Doch darum geht es nicht – schließlich liegt den Kündigungsschreiben ein neues Vertragsangebot gleich bei.

Tatsächlich handelt es sich um eine gleichermaßen brachiale wie geschickte Disziplinierungsmaßnahme. Die SWB ist entnervt von der Hartnäckigkeit, mit der viele Kunden die Preiserhöhungen vergangener Jahre boykottieren. Die Praxis, sich per eigenmächtiger Abschlagskürzung sein Geld zurückzuholen, hat jetzt ein Ende: Wer einen neuen Vertrag unterschreibt, muss künftig wohl voll zahlen.

Den meisten bleibt also nur der Klageweg. Um die hier drohende Prozesswelle abzuwürgen, macht sich die SWB irrationale Ängste zu Nutze: Viele Menschen glauben, dass nach einer Kündigung ihr Gas abgestellt wird. Anderen halten die SWB noch immer für eine irgendwie „kommunale“ Einrichtung, der sie ihr Geld lieber geben als einem womöglich unzuverlässigen anderen Versorger.

Dass diese Stimmungen ausgebeutet werden, um renitente Kunden einzuschüchtern, zeigt: Die SWB weiß genau, dass es okay war, die Abschläge zu kürzen. Sonst hätte sie die Rückstände längst mit einem stinknormalen Mahnverfahren eingetrieben.