Bremen kündigt Musical-Theater-Vertrag

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG Die Suche nach einem privaten Betreiber für das Theater am Richtweg ist gescheitert

Rund 2,7 Millionen Euro im Jahr steckt das Wirtschaftsressort in das Musical-Theater am Richtweg, seitdem die staatliche HVG diese Spielstätte betreibt. In einzelnen Jahren wie 2007 fiel der Zuschuss höher aus, in anderen Jahren wie 2009 kam ein Defizit in der Theaterkasse wegen „Marie Antoinette“ dazu – nun soll Schluss sein mit der Kulturförderung aus der Kasse des Wirtschaftssenators. „Wir wollen den Mietvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie kündigen“, erklärte der Sprecher von Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD). Wenn das im Februar passiert, wäre Bremen einen kleines Stück heraus aus dem Minus-Geschäft: Ab 2011 würden zumindest 500.000 Euro zur Deckung des Betreiber-Defizits entfallen.

Weil die Stadt 1995/96 – politisch verantwortet von Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) und der großen Koalition – für den Immobilienbesitzer Korn den Umbau finanzierte, muss Bremen unabhängig vom Betreiberrisiko 2,2 Millionen Euro pro Jahr für den Baukredit abstottern – bis zum Jahr 2017. Die Immobilie am Richtweg war früher ein Hallenbad, dann sollte daraus eine anspruchsvolle „Markthalle“ für Genießer werden. Der erste finanzielle Musical-Flopp kam schon mit dem ersten Musical – „Jekyll & Hyde“, der zweite mit KPS als Veranstalter und dem zweiten Musical „Hair“. Seitdem versucht sich die Stadt selbst über ihre Veranstalter-Firma „HVG“ als Betreiber.

Allein für Miete und Unterhaltungskosten sind jedes Jahr rund 500.000 Euro fällig – nur die reinen Veranstaltungskosten decken sich über die Einnahmen. Die kommerziellen Veranstalter, mit denen das Wirtschaftsressort verhandelt hat, wollten daher einen ähnlich hohen Zuschuss. Schon aus rechtlichen Gründen hätte die Stadt das kaum gewähren können, ohne Wettbewerber-Klagen zu riskieren. Die Frage, ob die Anbieter schlicht die Situation ausnutzen wollten, dass sie mit dem Staat verhandeln – wie eben der Immobilienbesitzer 1995/96 auch – oder ob das Musical-Theater nicht kostendeckend zu betreiben ist, wird sich herausstellen, wenn die Interessenten mit dem Eigentümer der Immobilie direkt verhandeln müssen. Vielleicht geht der mit seinen Mietforderungen nach unten, wenn er keine Chance mehr hat, dem Staat in die Tasche zu greifen. Als Problem wird dann bleiben, dass ein privater Betreiber des Veranstaltungsortes Richtweg den anderen Veranstaltungsstätten, vor allem der Glocke, Konkurrenz machen muss. Die Kulturpolitiker Bremens waren 1996 von den Musical-Plänen des Wirtschaftsressorts überrascht worden – sie waren vorher nicht beteiligt worden. kawe