FELIX LEEPOLITIK VON UNTEN
: Die Ein-Prozent-Bewegung

Seltsam, aber erfreulich: Trotz eines wirklich blöden Logos gehört Attac seit zehn Jahren fest zur linken Politik

Wieso bloß ein Prozentzeichen? Das war mein erster Gedanke, als ich zum ersten Mal eine Attac-Fahne sah. Ende 2000 ist es gewesen bei den Protesten gegen die IWF- und Weltbank-Tagung in Prag. Beeindruckt von Clown-Armeen, fett gepolsterten Demonstranten, die mit Gummireifen Polizeiketten sprengten, und den vielen anderen neuen Widerstandsformen der gerade entstehenden globalisierungskritischen Bewegung, war ich vom Attac-Logo eher enttäuscht. An Schlussverkauf bei C&A erinnerte es mich, nicht an eine neue politische Strömung.

Seitdem ist das Prozentzeichen von keiner Demo mehr wegzudenken. Egal ob es um Krieg geht, Bahn, Lidl oder die Finanzmärkte – „Attacis“ sind immer dabei. Ich hatte mir die Bedeutung des Logos damals erklären lassen. Die Welt steht nicht zum Verkauf, sollte damit zum Ausdruck gebracht werden. Bei den beiden Kreisen handele es sich um Weltkugeln. Fand ich nicht einleuchtend.

Ich bin im Übrigen nicht der Einzige, der sich am Logo stört. Ich erinnere mich an einen Attac-Aktivisten aus Marburg, der 2005 das Prozentzeichen zwar nicht generell infrage stellte, aber kritisierte, dass die beiden Kreise immer weniger als Weltkugeln zu erkennen waren. Zudem war auch ihm nicht ersichtlich, was ein Prozentzeichen mit dem Anliegen von Attac zu tun hat, es würde viel besser zu einer Bank passen. Und tatsächlich leitet sich das Logo der Deutschen Bank von einem Prozentzeichen ab. Seit diesem Vorstoß des Marburger Aktivisten sind die Kreise immerhin wieder deutlicher als Weltkugeln erkennbar.

Ob das alles ist, was mir zu zehn Jahren Attac in Deutschland einfällt? Bestimmt nicht. Mir fallen die Tobin-Steuer ein oder die ökonomische Alphabetisierung. Großdemos wie die in Genua oder Heiligendamm. Spektakuläre Aktionen wie vor kurzem die Erstürmung der Frankfurter Börse. Ich erinnere mich an den großen Attac-Kongress im Oktober 2001 in Berlin, der von der Stimmung wohl vergleichbar war mit TuNix von 1978.

Warum mich trotzdem das Prozentzeichen beschäftigt? Vielleicht, weil es mich beeindruckt, dass es Attac noch immer gibt und auch die Mitgliederzahl weiter steigt – trotz des Logos. Herzlichen Glückwunsch, Attac.

Der Autor ist taz-Redakteur für soziale Bewegungen Foto: Wolfgang Borrs