Schattenpapst Silvester

Die Welt kennt zwar Papst Benedikt, der frettchenhaft aus Fenstern blickt, um sich mit katzbepelzten Mützenvor Beelzebub und Frost zu schützen. Sie kennt auch Eugen Drewermann –bloß wegen der Pullover an. Vom Personal im Hinterraum weiß aber selbst der Herrgott kaum.

Dabei bin ich als Papst Silvester seit Olims Zeiten Fetentester und so für jedes Fest im Jahr so was wie Vatikannotar. Ob Ostern, Pfingsten, Sankt Johannis: Ich weiß, welch’ Spirituose dran is. Zusammen mit Papst Anaklet, der immer an der Theke steht, versuchen wir, dem Geist der Frommen in Selbstversuchen nachzukommen.

Mal liegt die Last auf Papst Calixt, wenn er den Schierlingsbecher mixt; ein andermal ist es Papst Paul und hat statt Schampus Schaum vorm Maul. Gibt’s Zoff, dann trennt Papst Alexanderdie Angeschwipsten auseinander.

So viel zu meinen Amtskollegen, die sich im Festausschuss bewegen. Den Schlusspunkt setze freilich ich –rein zeit- sowie auch körperlich. Wenn ich an übermorgen denke, dann sitz ich in der „Petrischänke“ und prüfe Potpourris aus Trester zu meinem Namenstag Silvester. Geknallt wird selbstverständlich auch, wie seit Formosus fester Brauch. Er ist der Papst der Chinakracher – der Neue, scheint’s, der Katzelmacher.REINHARD UMBACH