Die Achse der Börsen

REDE Präsident Obama schockt die Bankenwelt: Er will große Institute zerlegen. Die weltweite Zustimmung für seine Vorschläge ist aber mit Vorsicht zu genießen. Großaktionäre verklagen Banken wegen Boni

BERLIN taz | Heiß diskutiert wird der Frontalangriff von US-Präsident Barack Obama auf die großen Wall-Street-Banken. Unter anderem Großbritanniens Premier Brown und die Bundesregierung begrüßten gestern die Pläne. Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz bezeichnete die geplanten Einschnitte als „einen großen Schritt vorwärts“.

Obama erklärte in einer Rede vom Donnerstag, dass er die Trennung zwischen Investment- und Sparerbanken wieder einführen will – also Banken verbieten will, mit den Geldeinlagen ihrer Kunden zu spekulieren. Wetten auf Kurse und Währungen wie auch Börsengänge würden dann von separaten Instituten erledigt. Außerdem will Obama die Größe von Geldhäusern begrenzen, damit eine Pleite nicht das ganze Finanzsystem ins Wanken bringen kann.

Niemand traut sich derzeit allerdings einzuschätzen, wie die Bankenlobby darauf reagiert und ob der US-Kongress dazu wasserdichte Gesetze erlassen wird. Für Ärger auch bei Großaktionären sorgte in den vergangenen Tagen die Bekanntgabe der milliardenschweren Boni, die die größten Banken an ihre Topleute überweisen werden.

An den Börsen wird Obama offensichtlich einiges zugetraut. Die Kurse von Finanztiteln bewegen sich seit der Rede nach unten. Gestern verzeichnete der europäische Branchenindex Stoxx 600 für Banken noch einmal ein Minus von 2,9 Prozent.

Bei den zustimmenden Reaktionen muss man allerdings auf das Kleingedruckte achten: So meinte EU-Währungskommissar Joaquín Almunia gestern, der Vorstoß sei mehr als angebracht. Dann fügte er hinzu, Gleiches sei aber in der EU nicht nötig, weil es hier keine Wall Street gebe. Dabei haben gerade viele europäische Länder, darunter Deutschland, mit riesigen pleitegegangenen Banken zu kämpfen.

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