Gericht verhindert G9-Gymnasium

TURBO-ABITUR Das Gymnasium Wentorf darf nicht zum Abitur nach neun Jahren zurückkehren, urteilt das Verwaltungsgericht in Schleswig – ganz im Sinne der neuen Bildungsministerin Waltraud Wende

Die Gemeinde will das Turbo-Abitur vor allem, weil es billiger ist als das G9

Am Gymnasium Wentorf bei Hamburg bleibt es beim achtjährigen Weg zum Abitur. Das Verwaltungsgericht in Schleswig entschied am Mittwoch, dass ein anderslautender Bescheid des Kieler Bildungsministeriums nicht rechtmäßig ist. Dem Bescheid lägen widersprüchliche Annahmen über die wirtschaftlichen Folgen einer G9-Einführung für die Gemeinde zugrunde, so das Gericht.

Das damals noch von Ekkehard Klug (FDP) geführte Ministerium hatte argumentiert, der pädagogische Nutzen von G9 sei so erheblich, dass die Mehrkosten nicht ins Gewicht fielen. Der Bescheid vom Mai 2012 hätte der Schule ermöglicht, das neunjährige Abitur wieder einzuführen.

Die Gemeinde als Schulträger befürwortet vor allem aus wirtschaftlichen Gründen das Abitur nach acht Jahren, Schule und Eltern plädieren für G9. Gegen einen Bescheid des Bildungsministeriums pro G9 im Jahr 2011 klagte die Gemeinde. Im März 2012 bekam sie vor dem Schleswiger Gericht Recht. Dieses sah einen Ermessensfehler bei dem Bescheid, da eine konkrete, auf den Einzelfall bezogene Ermittlung der jeweiligen Kosten gefehlt habe. Das Ministerium stellte sich danach erneut auf die Seite von Eltern und Schulleitung und erließ im Mai 2012 den neuen Bescheid. Das Bildungsministerium prüft derzeit das Urteil, plant aber keine weiteren juristischen Schritte. Sprecher Thomas Schunck verwies auf das Vorschaltgesetz, wonach bis 2014 ohnehin kein Wechsel zu G9 möglich sei. Mit dem Gesetz wird bis zur Schulreform der jeweilige Ist-Zustand festgeschrieben. „Ruhe vor Ort und an der Schule ist ein großer Wert nach dem Streit“, sagt Schunck.

Erst im März hatte das Bildungsministerium die Haltung seiner Chefin Waltraud Wende (parteilos) verdeutlicht: Sie wolle generell G8 an Gymnasien und G9 an Gemeinschaftsschulen sowie den Fortbestand der bisherigen elf G9-Gymnasien. An weiteren vier Schulen ist sowohl das schnellere als auch das langsamere Abitur möglich. (dpa)