Punch drunk

In dieser Kolumne verlieren wir erhellende Worte über Sportverletzungen, bis sich auch in der Regionalliga Nord die Düsternis lichtet und der Spielbetrieb beginnt.Wir wissen, dass es scheiße ist, auf Berge zu steigen. Und machen es doch. Wir wissen, dass Liebe zur Hälfte Schmerz ist, und verlieben uns doch. Wir wissen, dass Boxen nicht gesund ist, und gucken doch zu. Sag nicht, dass Liebe was anderes ist als Boxen. Wir reden über Dementia pugilistica, auch unter Punch drunk bekannt. Das Deutsche hat keinen Ausdruck dafür. In vielen Gyms in den USA gibt es einen, der aufräumt. Er zittert, wackelt, geht unsicher, spricht undeutlich, ist langsam und vergesslich. Die Dummbatzen glauben, er sei blau, wahrscheinlich war er besser, als sie es je sein werden. Was da genau passiert im Kopf ist noch nicht völlig klar. Klar ist: Die durch Schläge erzeugten Gehirnerschütterungen verursachen zerebrale Schädigungen. Mit einer Kraft, entsprechend einer halben Tonne, drückt der Schlag den Kopf zur Seite. Das in Flüssigkeit schwimmende Gehirn fliegt gegen den Schädel. Der Kopf schnellt in seine ursprüngliche Lage zurück. Währenddessen fliegt das Gehirn zur anderen Seite, wieder gegen den Knochen. In den Nervenfasern, die durch die Schläge gegen den Schädel fliegen, entstehen winzige Klumpen. Das ist nicht weit weg von Alzheimer und kann lange unbemerkt bleiben. Max Schmeling hatte es nicht, Peter Hussing und Jürgen Blin haben es nicht. Punch drunk waren und sind Jimmy Ellis, Floyd Patterson, Jerry Quarry, Wilfred Benitez, Willie Pep, Freddie Roach, Sugar Ray Robinson, Billy Conn. Auch Football- und Eishockeyspieler haben diese Symptome. Sogar Kopfbälle beim Fußball wirken fatal. Wollen wir es deshalb lassen?  ROR