piwik no script img

hört auf den Sound der Stadt

FATMA AYDEMIR

Dass Rap klug und erleuchtend sein kann, wird häufig vergessen, wenn der Blick sich auf aktuell erfolgreiches, weil provokantes und gut vermarktetes Material begrenzt. Als Erinnerung an den poetischen und musikalischen Reichtum des HipHop von einst taugt das Konzert von Yasiin Bey am Freitag im Huxleys. Yasiin Bey nannte sich bis vor kurzem noch Mos Def und hat mit all seinen fünf Alben sowohl immer wieder neue Maßstäbe in Sachen Ästhetik im US-amerikanischen Rap gesetzt als auch explizit politische Positionen bezogen, ohne amerikanische Empfindlichkeiten zu meiden.

So darf man wohl auch die Wahl eines muslimischen Namen als neues Pseudonym durchaus als Statement verstehen, denn Mos Def gehörte nicht nur zu den schärfsten Kritikern des Expräsidenten Bush und dessen Kriegen im Irak und in Afghanistan, sondern ebenso thematisierte er immer wieder die Islamophobie, die in der Post-9/11-Ära immer salonfähiger zu werden droht.

Zudem erwies sich der Musiker als genialer Schaupieler, als er neben Bruce Willis in „16 Blocks“ oder in der Verfilmung von „Per Anhalter durch die Galaxis“ zu sehen war. In erster Linie bleibt Mos Def aka Yasiin Bey aber ein verdammt guter MC und Sänger, der ein Gespür für Melodien und vor allem die richtigen Worte hat. Ob wegen der groovenden Soul-Sample-Konstruktionen im guten alten New Yorker Stil („Black on Both Sides“), den düsteren Crossover-Experimenten über heftige Riffs („The New Danger“) oder wegen der musikalischen Ausflüge in alte Plattenkisten der Türkei und Lateinamerikas („The Ecstatic“): Der Rap der nuller Jahre wäre ohne ihn nicht halb so aufregend gewesen (Huxley’s, Hasenheide 107, Freitag, 21 Uhr, 35 Euro).

Ein anderer New Yorker spielt am Samstag im Bi Nuu: Der Jazz- und Soul-Sänger Jose James hat am Anfang des Jahres ein sehr hübsches Album mit dem Titel „No Beginning No End“ veröffentlicht, welches auf jeden Fall live erlebt werden muss. Die Produktionen klingen auf der Platte nämlich immer einen Tick zu sauber, zu strukturiert. Während der Performance aber schafft es James, diese Strukturen aufzubrechen, so dass sich die Kraft seiner Midtempo-Stücke erst live wirklich entfalten kann.

Man sollte früh kommen, denn im Vorprogramm spielt das Berliner Schwesternduo The Thiams, das man ebenso wenig verpassen darf. N’Gone kennt man unter anderem als Delaydie, also Backgroundsängerin von Jan Delay; Boussa moderiert die Morning Show bei Radio Energy. Gemeinsam machen sie nun Soul auf Deutsch und Englisch (Bi Nuu, im U-Bahnhof Schlesisches Tor, Samstag, 20 Uhr, 18 Euro).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen