„Aufholjäger“ sind das nicht

Hertha hat es schon ohne Steffel als „Gönner“ schwer genug

VON SARAH BSC

Vor dem Spiel: Ich schwanke zwischen Vorfreude und Befürchtungen. Einerseits: Das letzte Spiel ist doch tatsächlich eine Grundlage für verhaltenen Optimismus. Da ist noch was zu reißen. Andererseits wäre Hertha wohl nicht der Verein meiner Wahl, wenn ich tatsächlich damit rechnen könnte, dass sie zweimal hintereinander gewinnen. Das schaffen die doch wieder nicht. „Aufholjäger“, dass ich nicht lache. Peinliche T-Shirts helfen doch nicht! Aber vielleicht gewinnt Hertha trotzdem. Sicher gewinnen die.

Gegen Gladbach ist das machbar. Außer dem Heimvorteil haben wir auch den Temperaturvorteil, hier ist es 15 Grad kälter als in Gladbach. Die werden sich überhaupt nicht bewegen können vor Kälte. Hertha schon. Ja, ja, ja, auf jeden Fall gewinnen wir. Die Mannschaft weiß, was auf dem Spiel steht. Sie haben es endlich kapiert, dass sie spielen müssen wie die Teufel. Oder?

Oh Menno, bis 15.30 Uhr ist es noch ganz schön lange hin. Wenn Hertha verliert, schwöre ich mir, lese ich keinen einzigen Spielbericht, keine Analyse, keinen Kommentar. Nicht einen einzigen. Ob bei der Kälte wirklich 50.000 Zuschauer kommen? Toll wäre es schon. Sind eigentlich alle 9,99 Euro-Tickets verkauft? Und warum muss sich Frank Steffel seit Wochen ins Geschehen einmischen? Hertha hat es schon ohne Steffel als „Gönner“ schwer genug. Was der anfasst, wird immer gleich schmierig. Ach, es könnte so einfach sein …

Nach dem Spiel: … ist es aber nicht! Unentschieden, 0:0, Remis, Patt. Och nö! Etwa 100.000 Füße haben für einen einzigen Punkt im Olympiastadion gefroren. Da kann, so lange wie man will, über den Spielverlauf, den gehaltenen Elfmeter und die vielen Torchancen geredet werden, das Ergebnis ist unbefriedigend. Remis ist und bleibt wie Arbeiten im Niedriglohnsektor, wie Trinken ohne Rausch, wie Socken als Geburtstagsgeschenk. Echte „Aufholjäger“ sehen anders auch.