Klon-Studie komplett gefälscht

Hwang Woo Suk hat überhaupt keine maßgeschneiderten Stammzellen hergestellt

Der südkoreanische Klonforscher Hwang Woo Suk hat offensichtlich schon wieder gelogen. Die seinerzeit von vielen Stammzellforschern als Forschungssensation eingestufte Veröffentlichung von Hwang in dem Wissenschaftsmagazin Science im Mai 2005 ist offenbar vollkommen gefälscht. Zu diesem Ergebnis kam gestern früh die von der Seouler Nationaluniversität eingesetzte Untersuchungskommission in einem neuen Zwischenbericht. Das Gremium hatte bereits vor einer Woche erklärt, dass es sich mindestens bei neun der elf geklonten Stammzelllinien, die Hwang hergestellt haben will, um Fälschungen handelt. Hwang, der unmittelbar darauf seine Professur niederlegte, versicherte jedoch zugleich, er habe tatsächlich, wie im dem Science-Artikel behauptet, geklonte Stammzelllinien hergestellt.

Hwangs Forscherteam habe jedoch keinen Beweis dafür vorlegen können, dass diese zwei Zelllinien tatsächlich aus Hautzellen von Patienten entwickelt wurden, berichtete gestern die Untersuchungskommission. Diese Zelllinien stammten gar nicht aus Hwangs Labor, erklärte der Leiter der Kommission, Roe Jung Hye, sondern aus einem Seouler Krankenhaus.

Hwang, der international als Forscher gefeiert wurde und bis vergangene Woche in Südkorea als Nationalheld galt, hatte 2004 als Erster überhaupt einen menschlichen Embryo geklont – das zumindest berichtete er damals in einer Sciene-Publikation. Bis zum diesem Zeitpunkt gab es lediglich geklonte Tiere.

Im Jahr darauf will Hwang dann maßgeschneiderte Stammzelllinien hergestellt haben, die von elf an einer unheilbaren Krankheit leidenden Patienten abstammen sollten. Dazu wurde aus Hautzellen der Patienten der Zellkern mit dem Erbgut isoliert und in eine zuvor entleerte Eizelle übertragen. Aus den sich daraus entwickelnden Embryonen will er dann die Stammzellen isoliert haben. Diese Zellen sind noch voll entwicklungsfähig und sollen einmal – so hoffen zumindest die Stammzellforscher – die Heilung von bisher unheilbaren Krankheiten, wie zum Beispiel Alzheimer, Parkinson, Diabetes, oder gar die Generation von Körperorganen ermöglichen. Weil bei diesem Verfahren die Embryonen vernichtet werden, ist in vielen Ländern das Arbeiten mit embryonalen Stammzellen verboten oder nur sehr eingeschränkt möglich. In Deutschland darf daher nur mit importierten und bereits längere Zeit existierenden Stammzelllinien geforscht werden. Mit Berufung auf Hwangs Ergebnisse hatten auch hierzulande Forscher wiederholt gefordert, das strenge Stammzellgesetz zu lockern. Nachdem jetzt erwiesen ist, dass Hwang gelogen und betrogen hat, wird von den Forschern hingegen befürchtet, dass statt einer Lockerung der Regeln der Ruf nach noch strengeren Gesetzen laut wird. Die Seouler Kommission will jetzt noch genau überprüfen, woher die Hwang’schen Stammzelllinien denn tatsächlich kommen. Dazu sind drei Genlabore beauftragt worden, mit Hilfe des genetischen Fingerabdruck deren Herkunft festzustellen.

WOLFGANG LÖHR