LESERINNENBRIEFE
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Dringend erbetene Militärhilfe

■ betr.: „Kritiker Frankreichs ausgesperrt“, taz vom 16. 4. 13

Der chancenlose Präsidentschaftskandidat Dr. Oumar Mariko war nicht nur „Unterstützer des Militärputsches gegen die damalige gewählte Regierung Malis“, mit dem eines der wenigen demokratischen Länder Afrikas, in dem ich zehn Jahre lebte, in den Abgrund gestürzt wurde, sondern er war einer der Drahtzieher und Hintermänner, da er in diesem Putsch kurz vor den Wahlen, nach denen der amtierende Präsident abtreten wollte, die einzige Möglichkeit sah, doch noch einen Zipfel der Macht zu erhaschen, die ihm vom malischen Volk niemals gegeben würde: er ist einer der verhasstesten Menschen in Mali.

Was er als „Rückkehr zu den Idealen der Demokratisierung Malis in den 1990er Jahren“ verkauft, ist das Modell der „Volksdemokratie“ seines Freundes und Finanziers Muammar al-Gaddafi, also die mit den Maschinenpistolen der „revolutionären Komitees“ durchgesetzte totale Alleinherrschaft – ich habe einige Nächte mit ihm darüber ergebnislos diskutiert und habe den Kontakt, wie inzwischen mehr und mehr seiner Parteimitglieder, abgebrochen.

Der französische Militäreinsatz ist keine „Intervention“, sondern eine vom legalen Übergangspräsidenten dringend erbetene Militärhilfe, da das vom Putsch paralysierte malische Heer dem Ansturm der Al-Qaida-Söldner – die übrigens zum Großteil mit deutschen Waffen ausgerüstet sind und auf dem Umweg über Katar sogar Leopard-Panzer zu erwarten hatten – nicht gewachsen war.

Dass die Rosa-Luxemburg-Stiftung einem der Hauptverantwortlichen der Zerstörung der malischen Demokratie ein Forum bietet und sein Propagandaradio „Kaiyra“ finanziell unterstützt, ist ein Skandal und auch nicht mit der wohlfeilen Kritik an Frankreich zu rechtfertigen, die im Übrigen die Arroganz und Verachtung deutscher Linker, die früher einmal Internationalisten waren, gegenüber einer Bevölkerung von 14 Millionen Menschen ausdrückt, die nichts sehnlicher erwarteten als den Einsatz der Franzosen.

CHRISTOF WACKERNAGEL, Kassel

Hervorragender Meinungsartikel

■ betr.: „Ein Anruf von Obama“ von Martin Fritz, taz vom 15. 4. 13

Da ich in den siebziger Jahren drei Jahre in Südkorea gelebt und gearbeitet habe und später auch eine dreiwöchige Studienreise durch Nordkorea machen konnte, verfolge ich eure Berichterstattung zu Korea Süd und Nord natürlich mit besonderem Interesse und einigem Urteilsvermögen. Insgesamt unterscheidet sich auch bei diesem Thema die taz sehr wohltuend von der Hysterie und den Klischees der übrigen Medien. Eine peinliche Ausnahme ist allerdings der Beitrag von Falko Hennig über den „Irren vom Dienst“, taz vom 16. 4. 13. Das Thema ist zu ernst und zu komplex für eine satirische Glosse, die sich nur selbst gefallen will.

Dagegen ganz hervorragend – und der Anlass zu diesem Brief – war der Meinungsartikel von Martin Fritz, der über Kim Jong Un schreibt, dass er „nicht der Irre von Pjöngjang“ ist. Und er begründet diese Einschätzung sehr genau und einleuchtend und differenzierend.

Ich wünschte, politische Entscheidungsträger läsen diesen Artikel, um nicht im Gefolge der öffentlichen Panikmache eine weitere Eskalation zu betreiben.

GERHARD BREIDENSTEIN, Murrhardt

Oberschicht-Theater soll ablenken

■ betr.: „CDU will Frauen bei Quote ruhigstellen“, taz vom 16. 4. 13

Ein Oberschicht-Theater, das von unseren sozialen und wirtschaftlichen Problemen ablenkt. Zugleich wird die Bundesregierung vor Störungen durch die Parteibasis geschützt. Es geht hier nicht um Emanzipation, sondern wohl eher darum, den Medien und den politischen Selbstdarstellern ungefährlichen Stoff zu liefern.

ELMAR RÜHL, Karben