Silikonbetrüger vor Gericht

BRUSTIMPLANTATE 300 Anwälte, 5.250 Klägerinnen und 200 Journalisten bei Prozess in Frankreich, der am Mittwoch in einer Messehalle begann

MARSEILLE afp | Der erste Strafprozess gegen die Firma PIP wegen der Herstellung von Billigbrustimplantaten hat am Mittwoch begonnen. In Marseille erschien PIP-Firmengründer Jean-Claude Mas (73) vor Gericht. Er muss sich mit vier früheren Angestellten wegen des Vorwurfs der schweren Täuschung und des Betrugs verantworten. 5.250 Frauen klagen gegen Mas.

Mas hat gestanden, die Silikoneinlagen mit einem billigen Industriegel gefüllt und die Kontrolleure des TÜV Rheinland darüber getäuscht zu haben. Rund zehn Jahre lang hatte er weltweit Hunderttausende der PIP-Implantate verkauft, vor allem in Südamerika, Großbritannien, Spanien und Frankreich, bevor sie im März 2010 verboten wurden. In Deutschland sind etwa 5.000 Frauen betroffen.

Mehrere hundert Klägerinnen nahmen in Marseille am ersten Prozesstag teil. Sie standen erstmals dem Firmengründer gegenüber, der ihnen im Polizeiverhör vorgeworfen hatte, sie würden ihn nur „wegen der Kohle vor Gericht zerren“. Als Mas sein Einkommen nun mit 1.700 bis 1.800 Euro Rente pro Monat angab, wurde er ausgebuht.

Die Klägerseite, darunter auch der TÜV Rheinland, wird durch etwa 300 Anwälte vertreten. Zudem sind 200 Journalisten aus verschiedenen Ländern akkreditiert. Das Gericht musste wegen der Größe des Prozesses in eine Halle auf dem Messegelände umziehen. Unklar ist, wer die Opfer entschädigen soll, denn die Firma PIP ist seit 2010 pleite. Mas und den Mitangeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft wegen Betrugs.

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