gottschalk sagt
: Jagd auf Sarah Connor

Überall Jahresrückblicke. Je nach Sender ist entweder Angela Merkel oder Sarah Connor die Frau des Jahres. Zur Weihnachtszeit wurde „Terminator“ wiederholt, die Inhaltsangabe machte mich lachen: Der Terminator, Arnold Schwarzenegger in seiner besten Rolle, unternimmt eine Zeitreise, um Sarah Connor zu töten. Aber er bringt mehrere falsche Sarah Connors um. Der Trottel. Daraufhin geht Schwarzenegger in die Politik, unterschreibt Todesurteile und streitet sich mit Graz. Wäre Graz cool, würden sie das Stadion, das nach dem kräftigen steirischen Mimen benannt war, in „Tookie-Williams-Stadion“ umbenennen. Die Grazer Grünen haben das gefordert. Aber Graz ist nicht cool. Ungefähr so cool wie Braunau.

Schauen wir nach vorne. Weil wir in NRW jetzt von der CDU regiert werden, wird es der Wirtschaft in kürzester Zeit sehr gut gehen, das war immer so. Wie man weiß, investiert die Wirtschaft ihre Rekordgewinne automatisch in die Schaffung von Arbeitsplätzen, weil das ein Gesetz der Marktwirtschaft ist. Dadurch steigt die Binnennachfrage, und prompt werden noch mehr Arbeitsplätze geschaffen. Für Gesamt-Deutschland gilt das gleiche, aber wir müssen den Gürtel enger schnallen, die Ärmel hochkrempeln und dürfen nicht jammern, auch wenn wir mit im Gürtel eingeklemmtem Bauch und auf links gerollten Pullover-Ärmeln furchtbar aussehen. Wenn das nicht klappt, müssen wir als Gastarbeiter nach China.

Die nordrhein-westfälische Gastwirtschaft erwartet 2006 deutliche Impulse, denn Dortmund, Gelsenkirchen und Köln freuen sich auf die Fußball-WM, eine Art Weltjugendtag auf Alkohol. Man wird gemeinsam singen, flehen und das flüssige Brot in die Ecken brechen. Gleich mehrere Fußballgötter werden persönlich anreisen. Deutschland wird Weltmeister, wegen der CDU. Milliarden von Euro ergießen sich über das Land, allerdings gehört Gelsenkirchen hinterher zu 51 Prozent Yahoo. Das berühmte Kleingedruckte wieder.

Achtung, die eigentlich für 2006 vorgesehene Bundestagswahl entfällt, weil wir sie dieses Jahr schon erledigt haben. Es finden nur einige Landtags- und Kommunalwahlen statt in Bundesländern, die uns nichts angehen. So können wir uns in Ruhe dem Wirtschaftswachstum widmen. Vielleicht gelingt es mir, meine Gesamtverschuldung zu reduzieren: Ich gründe eine Ich-AG, entlasse mich und verkaufe die durch meine kluge unternehmerische Entscheidung gestiegenen Aktien. Jürgen Rüttgers und ich wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2006. Hoffen wir, dass wir uns nicht bei der Spargelernte begegnen.

Fotohinweis: CHRISTAN GOTTSCHALK lebt in Köln und sagt die Wahrheit - alle zwei Wochen in der taz nrw