Gaza-Grenzposten gestürmt

Aus Wut über Tod eines Kollegen stürmen palästinensische Polizisten Grenzübergang

GAZA ap/rtr/dpa ■ Aus Wut über den Tod eines Kollegen haben gestern rund 100 palästinensische Polizisten sowie Anhänger der Fatah-Organisation den Grenzübergang Rafah zwischen dem südlichen Gaza-Streifen und Ägypten gestürmt. Dabei seien auch Schüsse in die Luft abgefeuert worden. Daraufhin flüchteten Beobachter der Europäischen Union, die den erst vor wenigen Wochen geöffneten Kontrollpunkt beaufsichtigten. Der palästinensische Polizeichef Alaa Husni erklärte wenig später, die Lage sei unter Kontrolle. Die Palästinensische Autonomiebehörde habe mit den Polizisten gesprochen und ein Ende der Blockade erreicht, kündigten palästinensische Vertreter an. Der Übergang wurde noch gestern wieder geöffnet.

Anlass der Stürmung war ein Familienstreit, bei dem am Donnerstag ein Polizist getötet wurde. Seine Kollegen wollten mit ihrer gestrigen Aktion verhindern, dass die Täter nach Ägypten flüchten. Sie erklärten, sie hätten von ihren Vorgesetzten keine Anweisungen zum Umgang mit dem Fall erhalten und müssten die Dinge daher selbst in die Hand nehmen. Die Polizisten forderten die Hinrichtung des Schützen, der ihren Kollegen tötete. Sie sagten laut Augenzeugen, kein Mitglied der palästinensischen Regierung werde den Gaza-Streifen verlassen, bis ihre Forderung erfüllt sei.

Der Grenzübergang wurde zunächst geschlossen, weil er nach einer israelisch-palästinensischen Vereinbarung nur in Anwesenheit der europäischen Beobachter arbeiten darf. Die EU-Beobachter flüchteten auf einen israelischen Stützpunkt in der Nähe der Grenze, wie ihr Sprecher Julio De La Guardia erklärte.

Durch den erst Ende November geöffneten Übergang können die 1,4 Millionen Palästinenser im Gaza-Streifen erstmals ohne israelische Kontrollen ins Ausland reisen. Die Kontrollen nehmen ägyptische und palästinensische Beamte vor. Zu den EU-Beobachtern gehören auch deutsche Grenzschutzbeamte. Für die EU ist es der erste Einsatz dieser Art in Nahost.

Polizeichef Husni drohte unterdessen, gegen die Entführer von drei Briten im Gaza-Streifen Gewalt einzusetzen. Die Männer seien Feinde des palästinensischen Volkes und würden bald festgenommen, sagte er. Die Gruppe hatte am Mittwoch in Rafah die 25-jährige Kate Burton und ihre Eltern verschleppt.