Wieder einmal erstklassig

HERTHA DARF NACH OBEN

Mit der Verschuldung befindet man sich in Liga eins in bester Gesellschaft

Hertha hat es geschafft. Der Verein darf in der kommenden Saison in Liga eins spielen, ganz offiziell. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat dem Club am Mittwoch die Lizenz für die 1. Bundesliga ausgestellt. Die Lizenz ist mit Auflagen, die nur Hertha-intern mitgeteilt werden, verbunden – nichts Ungewöhnliches für einen Verein, der etwa 42 Millionen Euro Schulden hat.

Auch sportlich hat Hertha es bald geschafft. Morgen wahrscheinlich, wenn gegen den SV Sandhausen im Olympiastadion der Aufstieg perfekt gemacht werden kann. Das Team von Coach Jos Luhukay scheint gerüstet für die Eliteklasse.

Und als Kapitalgesellschaft muss sich Hertha trotz der 42 Millionen aktuell keine übergroßen Sorgen machen. Ab 2014 kommen durch die Vermarktung des Caterings am Olympiastadion etwa 10 Millionen Euro (bei einem Vertrag über 6 Jahre) in die Kasse, kein unerheblicher Faktor. Die Geschäftsführer Michael Preetz und Ingo Schiller scheinen darüber hinaus gelernt zu haben, nicht fortlaufend über die Verhältnisse zu wirtschaften. Jedenfalls folgt Preetz dem Kurs, Spieler zu verpflichten, deren Vertrag ausläuft und die damit keine Ablöse kosten. Im sommerlichen Transfergeschäft mindestens auf plus/minus null herauszukommen ist aus sportlicher Sicht machbar und ökonomisch vernünftig.

Nur bei Regisseur Ronny ließ man sich schon auf erhöhte Bezüge bei der Vertragsverlängerung ein, bis zu 1,75 Millionen pro Saison sollen es sein. Ronny aber könnte den Bundesliga-Erhalt sichern. Der ist also mehr wert.

Mit der Verschuldung befindet man sich in Liga eins ohnehin in bester Gesellschaft. Aktuell haben die Erstliga-Clubs laut DFL 623,8 Millionen Euro Miese angehäuft. Schalke ist mit etwa 173 Millionen Euro vorne dabei, der Hamburger SV hat etwa 25 Millionen Euro Schulden.

Aber der Umsatz der Bundesligaklubs lag in der Saison 2011/12 auch bei über 2 Milliarden Euro. In dem Aufstieg liegen somit Riesenchancen genauso wie ungeheure Risiken. Denn sportlich wurden die Niveauunterschiede zwischen den Europa-League- und den Abstiegsrängen zuletzt eher geringer. Heißt: Mit einer guten Saison ist man schnell im internationalen Geschäft und baut weiter Schulden ab, mit einer schlechten Saison kann man sich in Liga zwei wiederfinden – ökonomisch ein Betriebsunfall, der jüngst bei der Hertha zweimal repariert wurde, aber vielleicht kein drittes Mal.

JENS UTHOFF