ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Schweiß und Kugelblitz

Die erste Überraschung: Bruce Willis mit Haaren! Nachts in einer Fischerhütte an einen Stuhl gefesselt, die Füße im Zement, Schweiß rinnt ihm über die Stirn. Und dann tritt der unfassbar junge Dustin Hoffman aus dem Schatten, Nicole Kidman klettert im Glitzerfummel die Treppe rauf, kurz darauf taucht noch Steve Buscemi auf. Da ist der Film gerade einmal fünf Minuten alt.

Vor 22 Jahre kam „Billy Bathgate“ von Tom Stoppard (nach einer Story von E. L. Doctorow, Regie: Robert Stenton) ins Kino – und dass er samt der grandiosen Besetzung noch viel älter wirkt, liegt wohl auch daran, dass die Story im New York von 1935 spielt. Mit Hoffman als furiosem Ober-Gangster Dutch Schultz im Zentrum des Bösen, der umwerfenden Kidman als seiner Gespielin Drew Preston, mit Willis als Informant eines Gangsterrivalen (gespielt von Stanley Tucci, juhu!). Den jungen Billy Bathgate spielt Loren Dean, der für Schultz den Laufburschen gibt.

Moment, werden Sie sagen, „Billy Bathgate“ ist doch aber kein echter Krimi. Da haben Sie streng genommen natürlich recht. Aber es gibt eiskalte Morde und ein paar versuchte, es gibt jede Menge Ganoven, es wird geballert, dass es nur so aus den Revolvern blitzt und flauschige Teppiche in Blut ertrinken. Und das soll uns heuer genügen. Denn ehrlich: Kein Mensch muss mit ansehen, wie Freddy Schenk und Max Ballauf im aktuellen Kölner „Tatort“ einem Vater mit Doppelleben hinterhersteigen, dessen Sohn entführt und dabei ein Zeuge überfahren wurde. Eine Folge, bei der die Spannung nach zehn Minuten vorbei ist, weil die Täter so unübersehbar in der Küche herumsitzen. Man kann sich nicht mal richtig echauffieren, so dröge ist das.

Dieser Ödnis ist der Film mit der kichernden, oft splitterfasernackten Nicole Kidman um Galaxien voraus. Im Notfall hilft er auch – falls Sie sich doch noch erst den „Tatort“ gegeben haben – die Erinnerung an Schenk und Ballauf zu tilgen.

„Billy Bathgate“; So., 22.30 Uhr, ZDFneo