Der Terrier

Verteidigung: Hartmut Mehdorn. In der ersten Klasse

Er ist kein Mann für die Regionalliga, für Hartmut Mehdorn gibt es nur eins: die Weltklasse! Der Bahnchef hält die Deutschen mobil. Ob sie mit ihm aber am Zug bleiben – das wird sich im kommenden Jahr zeigen.

Mehdorn hat in der Hand, ob Rostock, Mönchengladbach oder Freiburg verkehrstechnisch am Ball bleiben. Er ist dabei, aus der piefigen Bahn einen weltumfassenden Logistikkonzern zu machen. Dabei kümmert ihn wenig, dass hier und dort ein Regionalzug auf der Strecke bleibt. Der Obereisenbahner versteht sich als Global Player.

In der Weltelf 2006 grätscht Mehdorn als rechter Verteidiger in die gegnerischen Spieler. Er läuft zur Höchstform auf, wenn er alle anderen gegen sich aufbringt. Zum Beispiel im Abwehrkampf gegen Wettbewerber auf der Schiene. Seit neuestem spielt er aber noch lieber in einer anderen Klasse – gegen die Billigflieger. Die Konkurrenz ist häufig überrascht. Und manchmal auch der eigene Trainer.

Denn Mehdorn hält seine Spielzüge geheim, zieht dabei aber geschickt die Strippen. Kaum werden seine einsamen Umzugspläne für die Bahn bekannt, fallen Berlin und Hamburg nicht nur übereinander her – sie machen ihm alle denkbaren Vertragsangebote. Selbst seine Oberchefin, Bundeskanzlerin Merkel, kommt kaum hinterher. So bringt sich Mehdorn als moderner Abwehrspieler in die Offensive.

Nur den Ball flach zu halten, das ist nicht seine Stärke. Mit dem Charme eines Güterzuges walzte er lange jeden Widerstand gegen das neue Preissystem der Bahn nieder. Genauso will er dieses Jahr den Börsengang durchsetzen. Und polarisiert mit seiner Jetzt-erst-recht-Mentalität die Fans.

Doch das ist egal. Denn auf Mehdorn ist Verlass. Er geht raus auf den Platz, selbst wenn an den Stammtischen gehetzt wird. Er versteht sich immer als erste Klasse für Deutschland.

Wie einst der Terrier Berti Vogts ist Mehdorn auch 2006 kein Mann zum Schön-Spielen. Sondern einer zum Gewinnen.

HANNA GERSMANN UND
BEATE WILLMS