LESERINNENBRIEFE
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Unnötiger Kampf unter Frauen

■ betr.: „Ungebrochene Selbstidealisierung“ von Birgit Rommelspacher, taz vom 18. 1. 10

Es rächt sich, dass es im Feminismus wenig Theoriedebatten gibt. So kommt es, dass eine Professorin für Psychologie und Interkulturalität solche wilden Theorien aufstellt, die vom klassischen Selbsthass diktiert sind. Wer definiert, was Feminismus heute ist?

Frauen, die gegen Feminismus vorgehen, Feministinnen unterstellen, mit den Rechten gemeinsame Sache zu machen, sind für eine politische Kultur eigentlich schon verloren. Das ist diffamierend und haarsträubender Unsinn.

Zu befürchten ist vielmehr, dass die Rechten zusammen mit den Hardlinern unter den Islamisten gemeinsame Sache machen, dass diese koalieren, um erneut frauenfeindliche Gesetze durchzusetzen. Das sind die Gefahren. Das ist das Einzige, was Feministinnen interessiert. Die Kopftücher, Burkinis und andere Kleidungsstücke samt Minaretten sind immer nur der Anfang für Gesetze, die dann anvisiert werden. Es ist ein unnötiger Kampf unter Frauen, den Birgit Rommelspacher anzettelt, wenn es um eine solche weibliche Zukunft geht: Wir stellen eines Tages fest, dass wir nur noch die Hälfte erben, dass unsere Stimme bei Gericht nicht mehr die Hälfte wert ist, dass man uns jederzeit die Kinder nehmen kann. Dass es bald kein Gesetz mehr gibt, das Frauen nicht ausgrenzt.

Man sollte sich die islamischen Länder analytisch anschauen: Millionen IranerInnen haben vor 20 Jahren für ein islamisches Land gekämpft, und heute? Millionen von gemäßigten Muslims und Muslimas in Europa und überall äußern sich kaum zu den Problemen – weil sie so tolerant oder gleichgültig wie die meisten Christen sind – aber drei Prozent bestimmen die Debatte und letztlich jene Gesetze. MARIANNE PITZEN,

Gründerin des ersten Frauenmuseums in Bonn

Mehr Lohn für Zimmermädchen

■ betr.: „Landschaftspflege auch bei den Grünen“, taz vom 22. 1. 10

„‚Die Förderung der erneuerbaren Energien ist ein Erfolgsprojekt, das gesellschaftlich und klimapolitisch richtig und wichtig ist‘, sagt die Bundesgeschäftsführerin der Grünen zu den Vorwürfen, auch ihre Partei schrecke vor der Annahme von Spenden nicht zurück, die im Zusammenhang mit politischen Entscheidungen stünden. ‚Es ist hanebüchen, das mit dem wirtschaftlich sinnlosen Steuergeschenk für die Hotellobby zu vergleichen.‘“

Warum fordert eigentlich niemand die Hotellobby auf, ihr Steuergeschenk in Höhe von rund 1 Milliarde Euro in Lohnerhöhungen für ihre Zimmermädchen, Rezeptionisten usw. einzusetzen? Dann käme das Geld auch dem maroden Binnenmarkt zugute und wäre nicht sinnlos. TIM KARSTEN, Berlin

Hähnchen und Currywurst

■ betr.: „Essen im Pott“, sonntaz vom 23. 1. 10

Im Ruhrgebiet ist es fast so, wie es mir vor einem Jahr im Zentrum Berlin-Neuköllns erging: Ich irrte eineinhalb Stunden durch die Straßen auf der Suche nach einem Imbiss, in dem ich meinen urplötzlich erwachten Heißhunger nach einer Currywurst hätte stillen können. Doch Fehlanzeige. Döner, Falafel, Sushi, McDoof und Co. – alles kein Problem, aber: Currywurst? Forget it!

Ähnlich erging es mir auf der Suche nach Mettbrötchen und Bohnenkaffee im Oberhausener Konsumtempel Centro. Nix zu machen. „Die Zeiten sind vorbei“, meinte mein Arbeitskollege grinsend. Nun, zum Glück gibt’s nahe meiner Arbeitsstätte in Essen-Rüttenscheid noch den „Hühner Heini“. Hier sind Hähnchen und Currywurst keine Fremdwörter. Als ich dort einmal in Zeiten des Rinderwahnsinns verweilte, kamen zwei junge Bengel rein und bestellten zwei „Burger“. „Chicken?“, fragte die äußerst unansehnliche Bedienung. „Nee, hier essen“, antworteten die beiden. Mir wäre fast das Essen aus dem Gesicht gefallen. PAUL HOCHMANN, Haltern am See

Erbärmlichkeit der SPD

■ betr.: „SPD: Macht doch rüber!“, taz vom 25. 1. 10

Nicht einmal ein Tag ist seit der Rücktrittsankündigung Lafontaines vergangen, da kommen aus vielen Teilen der SPD Freudensignale und auf einmal die Bereitschaft, mit der Linken zusammenzuarbeiten. Oskar Lafontaine hat für die SPD bis zu seinem Austritt nur Gutes getan und bewirkt. Sein Austritt ist auf die brachiale Sozialpolitik eines Gerhard Schröder zurückzuführen, die alle anderen SPD-Granden demütig abgenickt haben. ALFRED MAYER, München