mit mcbibel schneller in den himmel von RALF SOTSCHECK
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Auf eine solche Idee kann nur jemand verfallen, dessen Firma Jahrtausende Erfahrung darin hat, wie man der gutgläubigen Kundschaft das Geld aus der Tasche zieht: Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft hat Pfarrer Martin Hinton eine Hundert-Minuten-Bibel herausgegeben. In der 57-seitigen Broschüre geht es Schlag auf Schlag. Schon auf Seite fünf empfängt Moses die zehn Gebote, ein paar Seiten weiter hängt Jesus an einem Stück Holz, und – schwupp – ist er wieder auferstanden.

Hinton, der für die Wiege des britischen Christentums, die Kathedrale von Canterbury, arbeitet, hat zwei Jahre an der McBibel gearbeitet. „Ist es eine ignorante Bibelausgabe?“, fragt er und antwortet sogleich: „Ja, aber so ist die Welt heutzutage. Wir Christen lieben die Bibel, aber sie ist nicht sehr benutzerfreundlich. Die Menschen haben keine Zeit, sie zu lesen.“ Die Schnellbibel ziele auf „interessierte Außenseiter“ ab, vor allem auf „Jugendliche, die weder etwas über die Bibel wissen, noch über das Christentum.“ Aber sie wissen alles über Harry Potter, und diese Wälzer haben mehr als 500 Seiten. Es kommt eben auf die Story an.

Die Bibelabkürzung sei zwar auch so geschrieben, dass man weiterlesen möchte, behauptet Hinton, aber sie verzichte auf literarische Kniffe. Das ist schade. Für die Ahnungslosen hätte man einen Krimi daraus machen können: Kommt Jesus davon oder kriegt Ussama Bin Pilatus ihn? Dann die Splatterszene am Kreuz: „The Holy Stahlnagel Massacre“. Und zum Schluss das Happy End: die Auferstehung. Das kennt man ja aus der Fernsehserie „Dallas“. Ein Science-Fiction-Roman – „JC, der Außerirdische“ – hätte sich ebenfalls angeboten, ein Erich von Däniken hat mit dieser Idee ziemlich viel Geld verdient.

Len Budd, der Herausgeber der Taschenbibel, ist viel zu bescheiden. „Wenn dieses Buch dazu führt, dass mehr Menschen ihr Kreuzworträtsel lösen können, umso besser“, sagt er. Sicherheitshalber hat er die Offenbarung 22:19 weggelassen: Sollte jemand aus diesem Buch irgendwelche Worte streichen, heißt es dort sinngemäß, so werde Gott ihn aus dem Buch des Lebens streichen. Ach du lieber Gott. Aber vielleicht liest der ja auch nur die Bibelkurzfassung, so dass Hinton und Budd noch eine Weile im Buch des Lebens blättern dürfen.

Dem Guardian waren hundert Minuten für die verschnarchte Geschichte zu lang. Der Journalist John Crace kürzte sie noch mal ein: „Gott schuf Himmel und Erde in sechs Tagen. Dann machte Er Adam und bald darauf Eva, weil Er sah, dass Adam sich langweilte. Deren Nachkommen waren eine echte Enttäuschung. Deshalb überflutete Er die Welt und fing noch mal von vorne an.“ Einigen Lesern war auch das zu ausführlich. Ein „Hooliator“ schlug vor: „Gott hat die Erde geschaffen und alles darauf. Du bist ein Sünder. Glaube oder schmore in der Hölle.“ Noch prägnanter fasste es ein Leser namens „God“ – möglicherweise ein Pseudonym: „Geld her oder stirb.“

Tatsächlich aber haben Monty Python alles, was man über die Bibel wissen muss, in ihrem Film „Das Leben des Brian“ zusammengefasst. Das ist unterhaltsamer als die Hundert-Minuten-Bibel, historisch ebenso belegbar und zehn Minuten kürzer.