09 00-Vorwahl kann teuer kommen

Die Bundesnetzagentur hat es gut gemeint: Die berüchtigte 01 90-Vorwahl wurde zu Neujahr abgeschaltet. Doch auch die neue 09 00-Nummer kann für Telefonkunden manchmal zur Gebührenfalle werden. Besonders Handy-Besitzer sollten aufpassen

von WOLFGANG LÖHR

Seit Neujahr ist Schluss mit den berüchtigten 01 90er-Abzocknummern, die vor allem als schmuddelige und extrem teure Sexhotlines bekannt geworden sind. Die Bundesnetzagentur hat angeordnet, dass 340.000 Rufnummern mit der 01 90-Vorwahl abgeschaltet werden müssen. Doch Telefonkunden haben sich zu früh gefreut, falls sie meinen, dass jetzt keine überhöhten Rechnungen mehr drohen. Der „Premium-Dienst“ im Telefongewerbe soll künftig über die 09 00er-Nummern laufen.

Dennoch verspricht die Regulierungsbehörde einen besseren Rechtsschutz und mehr Kostentransparenz für die Telefonkunden. Denn anders als bei den 01 90er-Nummern sei es bei der 09 00-Vorwahl nicht erlaubt, ganze Nummernblöcke über ein undurchsichtiges Geflecht von zahlreichen Firmen an einen Dienste-Anbieter zu vermieten. Bei diesen Kettenverträgen war es zum Teil unmöglich gewesen herauszubekommen, wer letztendlich die hohen Telefongebühren kassierte.

Wenn Telefonkunden gegen zu hohe Gebühren juristisch vorgehen wollten, bekamen sie oft nicht heraus, wen sie verklagen sollten. Die Telefongesellschaften, die die Premiumgebühren eintrieben, wanden sich regelmäßig mit dem Argument heraus, dass sie ja schließlich nur im Auftrag handelten. So kam es auch häufiger vor, dass Telefonkunden die Leitung stillgelegt wurde, nur weil sie sich weigerten, die hohen Gebühren für 01 90er-Nummern zu zahlen.

Diese Umtriebe werden mit den 09 00ern nicht mehr möglich sein. Die neuen Nummern werden von der Bundesnetzagentur nur einzeln vergeben. Zudem muss eine Adresse im Inland angegeben werden, die im Streitfall juristisch belangt werden kann. Telefonkunden erhalten die Adresse über die Regulierungsbehörde (www.bundesnetzagentur.de).

Für eine Übergangszeit von sechs Monaten dürfen Dienste-Anbieter noch unter ihrer 01 90er-Nummer erreichbar sein – aber nur mit einer automatischen Ansage, die nicht mit Zusatzgebühren belastet ist und die neue Rufnummer mitteilt.

Bei den 09 00er-Nummern muss zudem schon bei Gesprächsbeginn angesagt werden, welche Gebühren auflaufen. Legt der Anrufer dann sofort verschreckt den Telefonhörer wieder auf, dürfen nur die Kosten eines „normalen“ Anrufs berechnet werden.

Die neuen 09 00er-Nummern bringen jedoch nicht nur Vorteile für den Verbraucher. So dürfen die Anbieter – nach Ansage – mitten im Gespräch auf einen anderen Gebührensatz umstellen. Dies könnte etwa geschehen, wenn ein Beratungsdienst zunächst eine allgemeinen Auskunft erteilt und dann das Gespräch an einen Experten für eine tiefer gehende Erörterung weitergibt.

Maximal dürfen 2 Euro pro Minute oder 30 Euro insgesamt für einen 09 00er-Anruf verlangt werden. Spätestens nach einer Stunde muss die Verbindung getrennt werden. Wer sicher gehen will und jetzt schon weiß, dass er keine 09 00er-Nummer anwählen will, der kann die Nummernblöcke bei seiner Telefongesellschaft sperren lassen.

Vorsicht ist beim Handy angesagt, denn die Mobilfunkbetreiber unterliegen nicht der Bundesnetzagentur. Allerdings könnte es sein, dass viele 09 00er-Nummern nicht mehr per Handy zu erreichen sind. Denn nun müssen die Dienste mit jedem Mobilfunkanbieter Einzelverträge abschließen. Das ist umständlich und schmälert den Gewinn. Diese Neuerungen treffen die Dienste empfindlich: 2005 nahmen sie 40 Prozent ihres geschätzten Umsatzes von rund 700 Millionen Euro über Handy-Verbindungen ein.