„Pest und Cholera“

KRISE Im Radio diskutieren Experten zur Lage der Hafenwirtschaft und über den Wert ihrer Jobs

■ war Betriebsrat bei der BLG und ist bei Verdi in Bremerhaven für den Bereich Verkehr zuständig.

Herr Otten, heute sprechen Sie über eine große Frage: „Was sind die Jobs der Hafenarbeiter in der Wirtschaftskrise wert“ lautet der Titel der Nordwestradio-Sendung, in der Sie unter anderem mit einem Hafenarbeiter und einem Vorstandsmitglied des Hafenlogistikers BLG zu Wort kommen. Was sind die Jobs denn wert?

Marco Otten, bei der Gewerkschaft Verdi für Verkehr zuständig: Die haben einen hohen Stellenwert…

wurden in der Wirtschaftskrise aber heftig eingedampft: Der Gesamthafenbetriebsverein kündigte 1.000 Arbeitern, die BLG ersetzte Angestellte durch billigere Leiharbeiter. Musste das unbedingt sein, oder wurde da die Krise genutzt, um mal aufzuräumen?

Naja, die Krise ist schon massiv, die Automobillogistik der BLG brach um 50 Prozent ein. Das kann man nicht wegdiskutieren. Natürlich nutzte die BLG auch die Gunst der Stunde, drehte jeden Stein um und zerrte uns an den Verhandlungstisch. Immerhin haben wir einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag erreicht. Betriebsbedingte Kündigungen wird es also nicht geben.

Was war der Preis dafür?

Die Arbeitnehmer haben insgesamt auf 15 Prozent ihres Lohns verzichtet, etwa auf eine Einmalzahlung in Höhe von 550 Euro, die jetzt fällig gewesen wäre.

Puh!

Ja, aber es ging nicht anders. Wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wenn es wieder aufwärts geht, müssen wir neu verhandeln. der Tarifvertrag gilt nur für dieses Jahr.

INTERVIEW: FEZ

Nordwestradio unterwegs, 13.05-14 Uhr, live aus „Die letzte Kneipe vor New York“, Bremerhaven