Letzte Wünsche

Der Cliffhanger war mörderisch: Das Eheglück von Nate und Lisa war ohnehin so prekär, wie es zwischen zwei zerrissenen Charakteren mit sowohl hochkomplizierter Beziehungsgeschichte als auch Schicksalschlägen wie gerade überstandenen Gehirntumor sein konnte. Dann die Nachricht von Lisas Verschwinden, ein letzter Anruf: „Wir haben sie gefunden“ und dann – nichts. Elf Monate mussten die Fans von „Six Feet Under“ warten, bis Vox ab heute (23.05 Uhr) die vierte Staffel der wunderbaren Serie um die Bestatterfamilie Fisher zeigt.

Zum Start der vorletzten Staffel – Nummer fünf ist in den USA bereits ausgelaufen – wird Lisas Tod für Nate nun zur Gewissheit. Verstört lässt er sich durch die Nacht treiben und landet schließlich bei Exfreundin Brenda (wo er nach einschlägiger Fan-Meinung ja auch hingehört). Doch sowohl für seine Trauer als auch ein schlechtes Gewissen hat Nate in den folgenden Tagen kaum Zeit: Lisas Eltern machen sich auf den Weg, um sich um die Beerdigung zu kümmern – und die soll so ganz anders als nach Lisas Vorstellungen ausfallen.

Obwohl nicht nur diese Staffel, sondern jede Folge mit einem Todesfall beginnt, gelingt es „Six Feet Under“ wie kaum einer anderen Serie, ihre Dramatik nicht aus überraschenden Plotwendungen, sondern aus den unglaublich präzis gezeichneten Charakteren zu ziehen. Selten hat man Serienfiguren so viel Sorgfalt und Raum gegeben, um sich zu entwickeln. Auch in dieser Staffel setzt sich die stille, doch gleichzeitig epische Selbstfindung der Fishers fort – einfache, alle zufrieden stellende Auflösung natürlich ausgeschlossen.

Die Gegenprobe mit dem wirklichen Leben macht Vox um 22.10 Uhr: Dann startet die vierteilige Doku-Soap „Die Kuckelhorns – Ein Leben für den Tod“ über den Alltag einer deutschen Bestatterfamilie. HANNAH PILARCZYK