Kämpfe in Abidjan

Verworrene Lage in Hauptstadt der Elfenbeinküste. Angriff auf Militärlager offenbar zurückgeschlagen

BERLIN taz ■ In Abidjan, der größten Stadt der Elfenbeinküste, haben nicht identifizierte Bewaffnete gestern früh die Kontrolle über die beiden großen Militärstützpunkte errungen. Am Mittag gab es widersprüchliche Angaben dazu, ob die reguläre Armee die beiden Kasernen von Akouédo zurückerobert hatten oder nicht. Während das Lager der Fallschirmjäger offenbar rasch wieder unter Regierungskontrolle kam, war die Infanteriekaserne, wo die einfache Truppe steht, noch umkämpft.

Der Oberkommandierende der Streitkräfte, General Philippe Mangou, erklärte am späten Vormittag im Staatsfernsehen: „Die beiden Lager von Akouédo sind von Eindringlingen angegriffen worden. Wir sind da, um die Bevölkerung zu beruhigen und um ihr zu sagen, dass die Lage unter Kontrolle ist.“ Seine Soldaten seien dabei, die beiden Kasernen zu „säubern“. Der Presse wurden zehn Leichen in Zivil gezeigt, die als getötete „Angreifer“ dargestellt wurden.

Berichten aus Abidjan zufolge waren das Zentrum der drei Millionen Einwohner zählenden Stadt sowie angrenzende Viertel von der Präsidialgarde abgeriegelt. Gebäude wurden von Explosionen erschüttert, die von der Detonation schwerer Artillerie herrührten. Französische Militärhubschrauber kreisten über der Stadt. Schwer bewaffnete Soldaten fuhren durch die Straßen. Auch aus dem Wohnviertel, wo sich die Residenz von Staatschef Laurent Gbagbo befindet, wurden Schüsse gemeldet. Militärquellen, die anonym bleiben wollten, sagten gegenüber Nachrichtenagenturen, die Angreifer hätten Akouédo mehrere Stunden lang kontrolliert.

Die Kämpfe kommen wenige Tage, nachdem der neue parteilose Premierminister der Elfenbeinküste, Charles Konan Banny, sein neues Allparteienkabinett vorgestellt hatte, das bis Oktober 2006 freie Wahlen organisieren soll und einen Großteil der bisher Präsident Gbagbo vorbehaltenen Exekutivmacht übernimmt. In dem Kabinett sind die Rebellen, die die Nordhälfte der Elfenbeinküste kontrollieren, stärker als bisher, während die Ivorische Volksfront (FPI) von Präsident Gbagbo wichtige Posten verloren hat. Radikale FPI-Anhänger hatten in Abidjan gewaltsam dagegen demonstriert. Zu Silvester war Premierminister Banny dann zum Feiern nach Senegal geflogen. Eigentlich wurde er gestern in der Elfenbeinküste zurückerwartet. D. J.