Lufthansa-Streik: Fast 1.700 Flieger bleiben am Boden

LOHN Gewerkschaft Ver.di ruft Tausende Beschäftigte zum Ausstand auf. Empfindliche Störung

BERLIN taz | Ein Streik des Bodenpersonals der Lufthansa hat am Montag den Flugbetrieb in Deutschland empfindlich gestört. Deutschlands größte Fluggesellschaft musste bereits im Vorfeld knapp 1.700 Flüge streichen, vor allem im innerdeutschen und innereuropäischen Verkehr. Obwohl der Warnstreik des Bodenpersonals nur einen Tag dauerte, sind bereits Flüge am Dienstag gestrichen worden: Nicht alle Maschinen konnten auf die planmäßig vorgesehenen Abflug-Airports gelangen. An dem Ausstand beteiligten sich nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di mehrere tausend Beschäftigte. Ver.di verhandelt nach eigenen Angaben für rund 33.000 Beschäftigte bei der Lufthansa und ihren Tochtergesellschaften.

Die Passagierabfertigungshallen etwa am Drehkreuz Frankfurt/Main oder in Hamburg blieben weitgehend leer, weil viele Fluggäste rechtzeitig über die Streichung informiert worden waren. Für Inlandsverbindungen hatte die Lufthansa Kunden auf die Fernzüge der Deutschen Bahn verwiesen, auf die Flugtickets im Internet oder am Flughafenschalter umgebucht werden konnten. Die Bahn berichtete von einem erhöhten Fahrgastaufkommen. Um für Entlastung zu sorgen, hatte die Bahn einige ICEs verstärkt und einen Zug zusätzlich eingesetzt.

Ver.di rechtfertigte das harte Vorgehen mit der sturen Haltung der Lufthansa. „Wir haben keine andere Möglichkeit, auf den Arbeitgeber einzuwirken“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats der Lufthansa AG, Birgit Michels. Die Lufthansa müsse ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Stattdessen schweben dem Konzern nur Tarifflucht, Billigarbeit und das Absenken von Löhnen auf Hartz-IV-Niveau vor. „Das können wir nicht mittragen.“ Ver.di-Betriebsrat Andreas Döhring beklagte, der Konzern sehe in den Beschäftigten nur Kostenfaktoren. Das kränke die Kollegen, und deshalb gingen sie auf die Straße.

Ver.di fordert für die Beschäftigten bei der Lufthansa 5,2 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Hohe Priorität hat für die Gewerkschaft auch eine Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung. Die Lufthansa plant, Standorte zu schließen und Tätigkeiten ins Ausland zu verlagern.

Ruf nach dem Staat

Die Lufthansa hatte bereits im Vorfeld den Warnstreik als unverhältnismäßig kritisiert. „Ein 24-stündiger Warnstreik ist faktisch von seiner Wirkung her ein Vollstreik und eine völlig überzogene Arbeitskampfmaßnahme“, sagte Lufthansa-Verhandlungsführer Stefan Lauer. Es sei ein geradezu unerträglicher Zustand, in welcher Häufigkeit und Härte die verschiedenen Gewerkschaften die Luftverkehrsbranche massiv schädigten. Lauer: „Es wird höchste Zeit, dass sich endlich auch die Politik mit der Notwendigkeit neuer Spielregeln für Arbeitskämpfe in Bereichen der infrastrukturellen Daseinsvorsorge beschäftigt.“

RICHARD ROTHER

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