20 oder 500 Millionen?

SCHWARZGELD Der Umfang im Fall Hoeneß ist offen

Hoeneß kündigte rechtliche Schritte gegen „Exzesse einiger Berichterstattungen“ an

BERLIN taz | Die Tatsache als solche ist unstrittig: Wegen „einem Konto von mir in der Schweiz“, habe er „beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht“, ließ sich Bayern-Manager Uli Hoeneß im Focus zitieren. Doch um wie viel Geld es geht und woher es stammt – dazu äußerten sich weder Hoeneß selbst noch die ermittelnde Münchner Staatsanwaltschaft.

Zahlen geistern trotzdem durch die Öffentlichkeit, und zwar ziemlich unterschiedliche. Die Münchner Abendzeitung hatte unter Verweis auf „eine sachkundige Quelle“ geschrieben, es gehe um „mehrere hundert Millionen Euro“. Das hatte Hoeneß als „falsch“ dementiert. Zudem kündigte er rechtliche Schritte gegen „Exzesse einiger Berichterstattungen“ an.

Die Zahl passt allerdings zu einem Artikel im Stern vom Januar dieses Jahres. Das Magazin hatte damals – ohne Nennung eines Namens – berichtet, eine „Toppersonalie aus der Ersten Fußballbundesliga“ habe zwischen 2000 und 2009 ein anonymes Nummernkonto in der Schweiz unterhalten, auf dem zeitweilig 800 Millionen Schweizer Franken (damals rund 500 Millionen Euro) gelegen haben sollen. Belegt ist nicht, dass es sich dabei um Hoeneß gehandelt hat. Es gibt aber Hinweise darauf: Die Selbstanzeige erfolgte in zeitlicher Nähe zum Stern-Artikel, und in beiden Fällen ging es um die Schweizer Privatbankgruppe Vontobel.

Von einer ganz anderen Summe geht die Süddeutsche Zeitung aus: Sie berichtet unter Verweis auf „politische Kreise“, dass Hoeneß nach der Selbstanzeige im Januar rund 3 Millionen Euro Steuern und Zinsen nachgezahlt habe. Solche Zahlungen werden rückwirkend für zehn Jahre erhoben. Unter der Annahme, dass das Anlagevermögen selbst bereits versteuert war, aber damit eine Rendite von 3 Prozent erzielt wurde, auf die 25 Prozent Steuern fällig gewesen wären, würde dies auf ein Vermögen von ungefähr 20 Millionen Euro hindeuten.

Völlig ausschließen tun sich die unterschiedlichen Angaben allerdings nicht. Der Stern hatte im Januar nämlich auch berichtet, dass die Millionen vom Konto bei der Vontobel-Bank ab dem Jahr 2008 sukzessive abgezogen wurden. Teils soll das Geld auf anderen Konten gelandet sein, teils spurlos verschwunden sein. Möglicherweise beziehen sich die Selbstanzeige und die darauf folgenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft also nur auf eine Teilsumme des Geldes, von dem der Stern berichtete.

Doch auch das ist derzeit nur Spekulation. Für Aufklärung sorgen könnte Hoeneß selbst. Doch der will sich zunächst nicht mehr zum laufenden Verfahren äußern. MALTE KREUTZFELDT